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KUNSTNACHRICHTEN

BEIBLATT DER KUNSTWELT

Redaktion und Expedition:
BERLIN W 62 a Maaßenstraße 30.
Anzeigen-Verwaltung: Kunstwelt-
Yetiagsgesellschaft m. b. H , Berlin W62.

III. JAHRG., Nr. 15___1. Mai 1914

Die Kunstnachrichten sind ständiges Nachrichtenorgan für folgende KUNST- UND KUNSTGEWERBE-VEREINE Deutschlands, Oesterreichs, der Schweiz
und Rußlands: Aachen, Alienslein. Altenburg, Altona, Augsburg, Baden - Baden, Bayreuth, Bernburg, Biel, Kielefeld, Braunschweig,
Bremen, Breslau, Bromberg, Brünn, Chemnitz. Chur, Danzig, Darmstadt, Dessau, Dresden, Düsseldorf, Eisenach, Elbeifeld, Elning,
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Görlitz, Gotha, Göttingen, Graz, Halberstadt, Halle a. Saale, Hambutg, Hanau, Hannover, Heidelberg, Hildesheim, Hof, Jena, Karlsiulie
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Schaffhausen, Schwerin (Meckl.), Speyer, Stialsund, Straßburg (Eis.), Stuttgart, Teschen (Oesterreich), Thorn, Trier, Ulm (Donau), Ülzen,

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Wiener Kunstbrief.

(Von unserem Wiener Korrespondenten.)

Wien, im April 1914. vornehme Haltung, in der natürliche Einsicht, deko-
Fast gleichzeitig haben das Künstlerh aus rative Wirkung und Stimmungsgehalt einen milden,
und die Sezession ihre Frühjahrsausstellungen wohltemperierten Ausgleich finden; aber sie lassen
und das österreichische Museum einen retrospektiven doch auch eine unmittelbare, unbedachte Hingabe,
Ueberblick über 50 Jahre österreichischer Kunst- eine heftige, schöpferische Erregung vermissen. Eine
industrie eröffnet. In dieser Auswahl sollte hier besondere Note zeigt die einfache, sanfte, leicht
eine Epoche vorgeführt werden, die mit der gleich- träumerische Art Ferdinand Brunners, und Ema-
altrigen Tätigkeit des Museums zusammenfällt. 1!uel Baschnys, der in den gebundenen Maßen
Der führende Rang des gegenwärtigen Wiener seiner Linien- und Farbensprache ein bewegtes for-
Kunstgewerbes hätte eine solche Rückschau gewiß males Gefühl verrät. Die Stadtbilder verlassen die
äußerst lehrreich gemacht, wären die einzelnen Ent- bisher gewohnte zeichnerische Beschränkung, wer-
wicklungsstufen markant herausgearbeitet und die den lebhafter in der Farbe und gehen beherzter lumi-
Auswahl auf das Charakteristische beschränkt wor- nistischen Stimmungen nach; die vielen Bildnisse
den. Statt dessen ließ man sich von einer wenig atmen den guten Hausgeist der Wiener Schule, der
gesichteten Fülle, die sich gerade anbot, verleiten; hier seit langem heimisch ist. W. V. Krauß gibt
drei Räume sind allein dem „Makartstil" gewidmet darür ein besonders duftiges Beispiel,
und lassen uns aufatmen, daß wir der Zeit dieser Die ganz allgemein vorherrschende Betonung
den Raum erstickenden Häufung von allerhand Haus- innerer Vorgänge im Bilde äußert sich besonders
rat glücklich entronnen sind. Das führt uns eher auffällig in einer stattlichen Reihe von beziehungs-
zur Unbilligkeit gegenüber dem Vergangenen. Hätte reichen Figurenstücken, unter denen besonders Karl
man bloß Entwicklungswerte gegeben, die den Weg Sterrers herbe Art durch die dekorative, dem
zur Gegenwart andeuten, wir hätten gerechter und Monumentalen zustrebende Linienführung hervor-
einsichtiger werden können Die schöne Samm- tritt. Zum Besten gehört das Stilleben; hier ist nicht
lung Lohmeye r' s, die die Geschichte der feinen selten eine keusche, selbstgenügende Hingabe zu ver-
Kunstgläser dieses Hauses vorführt, wäre ein gutes spüren.

Vorbild gewesen. — Die Sezession hat unlängst erst die österrei-
Auch den Ausstellungen des Künstlerhauses chische Jugend bei sich zu Gaste geladen und den
haftet etwas Retrospektives an. Ihr Wert liegt mehr beglückenden Einblick in eine frische, gährende
in der kultivierten Verwendung der durch eine feste Fülle eröffnet, aus der sie ihren Nachwuchs ge-
Tradition erworbenen Darstellungsmittel als in der Winnen muß. Keine Himmelstürmer, fast allzu be-
Aufrollung; neuer Probleme. Der Durchschnitt zeigt sonnen, aber auch nicht verwirrt von der unfähigen

ein stattliches, sehr gefälliges, sehr anziehendes Anmaßung der Aufgeregten, die hier keinen Anhang
Maß, unter dieser etwas gleichmäßig verlaufenden haben. Besonders Dachauer, Kitt, Do-
Linie läßt der Hausherr nichts zu, aber es reicht browsky und B a b i c fielen in inhaltlich be-
auch nur Weniges darüber hinaus. Die Landschaften lebten Figurenstücken, Krause durch eine breite,
von Darnaut, L e i t n e r, Suppantschitsch, milde Lichtwahrnehmung und Witte in frischen,
Prinz, Grill, Kasparides und Tomec lebhaft angepackten Stilleben auf. Die jetzige Dar-
zeigen samt und sonders ein treffliches Können, eine bietung der Aelteren wirkt daneben fast kühner, wie-
 
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