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KUNSTNACHRICHTEN

BEIBLATT DER KUNSTWELT

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III. JAHRG._No. 2. 1913

Die Kanstnachrichten sind ständiges Nachrichtenorgan für folgende KUNST- UND KUNSTGEWERBE-VEREINE Deutschlands, Oesterreichs,
der Schweiz und Rußlands: Aachen, Alienstein, Altenburg, Altona, Augsburg, Baden-Baden, Bayreuth, Bernburg, Biel, Bielefeld,
Braunschweig, Bremen, Breslau, Bromberg, Brünn, Chemnitz, Chur, Danzig, Darmstadt, Dessau, Dresden, Düsseldorf, Eisenach,
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Ulm (Donau), Ülzen, Varel, Wiesbaden, Winterthur, Würzburg, Zürich, Zwickau.

Redaktion und Expedition:
BERLIN W. 62 ■ Maaßenstraße 30
Anzeigen^Verwaltung: Kunstwelt-
Verlagsgesellschaft m. b. H., BerfinW. 62

Die Künstler Signatur.

Unter der „Signatur" versteht man be-
kanntlich die eigenhändige Unterschrift des
Künstlers unter sein Werk. Keineswegs ist die
Signatur eine bedeutungslose Äußerlichkeit! Der
Künstler pflegt sie nur unter diejenigen Ar-
beiten zu setzen, zu malen, zu schreiben oder
zu meißeln, die er selbst als wirklich gelungen
betrachtet und zu denen er sich ausdrücklich be-
kennen will. Deshalb sind ja auch im Kunst-
handel signierte Bilder in der Regel teurer als
unsignierte, gleichgültig, ob es sich um alte oder
um moderne Kunst handelt. Wird etwa die
Signatur „Rembrandt" auf einem holländischen
Gemälde angezweifelt, wie bei dem „Porträt eines
jungen Mannes", das aus der Hamburger Privat-
galerie Ed. F. AVeber in den Besitz eines
Parisers Kunsthändlers überging, so macht sich
das in der Höhe des Preises sofort bemerkbar.
(Immerhin erzielte jenes kleine und frühe Werk
auf der Auktion Weber noch die stattliche Summe
von 117 ooo M.!)

Die unzweifelhafte Bedeutung der Signatur be-
ruht jedoch nicht allein darauf, daß sie einen
Rückschluß auf den besonderen künstlerischen
Rang eines Werkes zuläßt, sondern mindestens
ebensosehr auf der Annahme, daß die Signatur
eine Gewähr für die Echtheit abgebe. Im
Katalog der Gedächtnisausstellung Walter Leisti-
kows trugen die nicht signierten Bilder den Ver-
merk, daß ihre Echtheit und Unberührtheit von
Max Liebermann notariell bestätigt sei — ein
Beweis für die Rolle, welche die Signatur für die
Erkenntnis der Authentizität spielt.

Beide Eigenschaften der Signatur haben im

wirtschaftlichen Sinne die gleiche Folge: sie
steigern den Wert, besonders natürlich die letztere!
Denn es ist ja allgemein bekannt, daß im Kunst-
handel in erster Linie Namen und nicht nur künst-
lerische Qualitäten vertrieben werden. Ein Bild,
das heute 500 M. bringt, steigt auf das Hundert-
fache, sobald es sich mit dem Namen Terborch,
um das Tausendfache, sobald es sich mit dem Na-
men Rembrandt verbinden läßt, ohne daß sich seine
Qualitäten im Geringsten geändert hätten!

Die weitere Folge der wertesteigernden Kraft
der Signatur ist, daß sie häufig gefälscht wird.
Auch in diesem Punkte hat die alte Kunst vor
der modernen nichts voraus. Falsche Dürersig-
naturen sind zu Dutzenden bekannt, ohne daß
übrigens deshalb auch das Bild, auf dem sich
die unechte Signatur befindet, gefälscht sein muß.

Beispielsweise trägt das unzweifelhaft echte
Dürersche Porträt seines Vaters in den Uffizien
zu Florenz eine gefälschte Signatur. Es kommen
hier die kompliziertesten Fälle vor! So sind echte
Signaturen von Künstlern minderer Grade in
wertvollere, die ähnlich lauten, umgefälscht wor-
den. Van der Heecken ist auf Pieter de Hooch,
Cuylenborch auf Poelenborch umsigniert worden,
die Jahreszahl 1570 ist in die ältere, also wert-
vollere 1520 verändert worden u. s. f. Aber wie
gesagt: die gefälschte Signatur spielt in der mo-
dernen, ja in der zeitgenössischen Kunst gleich-
falls bereits ihre Rolle. Oswald Achenbach sollen
von vorsichtigen Käufern nicht selten Landschaften,
die seine Signatur trugen, zur Begutachtung vor-
gelegt worden sein, die der Künstlers niemals
gemalt hatte. Signierte Corots gibt es dreimal
 
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