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— 102 —

expressionistischen Kunst auf; dieser Ausstellung
folgte sodann eine zusammenfassende Uebersicht
über das Schaffen der französischen Künstler des
19. Jahrhunderts, von Gericault angefangen bis hin-
auf zu Cezanne, und endlich bot sie eine prachtvoll
arrangierte Ausstellung von Werken des großen
Schweizers Ferdinand Hodler dar. Im Augenblick
füllt eine 48 Oelgemälde und Aquarelle und etwa
ebensoviel Handzeichnungen und Steindrucke um-
fassende Sammlung von nachgelassenen Werken des
für die Kunst viel zu früh verblichenen Stuttgarter
Seemalers Carlos Grethe die Räume der Galerie,
und in der graphischen Abteilung der Inter-
nationalen Buchgewerbeaussteluun^ zu Leipzig be-
sitzt die Galerie ein Sonderkabinet, das kostbare
und seltene Drucke der großen Franzosen des
19. Jahrhunderts, Klinger's, Liebermann's usw.
enthält.

Von den bisherigen diesjährigen Kollektivaus-
stellungen in Emil Richter's Kunstsalon
sind besonders bemerkenswert diejenigen, die dem
Schaffen von Dresdner Künstlern galten. Zunächst
stellte eine Gruppe von etwa zwanzig Künstlern
aus, die bis vor kurzem Mitglieder der Dresdner
Kunstgenossenschaft waren. Diese Künstler, zu
denen Prof. Georg Lührig, Siegfried Mackowsky,
der begabte Hans Schultze - Görlitz, Max Kowarzik
und der Bildhauer Karl Brose gehören, haben sich
inzwischen von der D. K. G. getrennt und bilden
nun eine neue Vereinigung, die als solche im Spät-
herbst d. Js. zum ersen Male künstlerisch hervorzu-
treten gedenkt. Weiter sah man aus Anlaß des
60. Geburtstages von Hermann Prell eine Aus-
stellung, die von den ehemaligen Schülern dieses
Meisters arrangiert worden war. Arbeiten des
jetzt in Darmstadt lebenden Bildnismalers Walther
Illner, des seit einigen Jahren in Berlin wirkenden
Oskar Galle und der Dresdner Maler Hans Unger
und William Krause gaben dieser Veranstaltung
ihre Bedeutung. Endlich sah man jüngst in den
Räumen von Richters Kunstsalon eine sehr inter-
essante Kollektivausstellung der Dresdner Künstler-
vereinigung mit Arbeiten von Gotthardt Kuehl, Otto
Gußmaim, Wilhelm Claudius und Robert Sterl an
der Spitze.

H ermann P r e 1 1, um noch ein Wort von
diesem, unserem berühmten Mitbürger zu sagen, be-
ging seinen 60. Geburtstag am 29. April; leider
nicht in der Heimat, gefeiert, wie sich's gebührt
hätte, Krankheit zwang den Meister, den Winter

Museen und öffentliche Sammlungen.

Tschudis Nachfolger. Aus M ünchen wird
berichtet: Zum Direktor der bayerischen
staatlichen Galerien, dem definitiven Nach-
folger Tschudis, ist Dr. Dornhoeffer, der
Direktor der modernen Galerie in Wien, in aller
Stille berufen worden. Die Direktion der Galerien
hatte bis jetzt Professor Foni Stadler gemeinsam
mit dem Professor B r a u n e inne.

im Süden, in Sestri Levante, und den Frühling am
Bodensee, in Konstanz, zu verleben, und eben diese
Krankheit, ein schleichendes Herzübel, zwingt ihn
auch zum Verzicht auf sein seit mehr als zwanzig
Jahren (1893) in Dresden geübtes Lehramt an der
Königl. Akademie der bildenden Künste. Möchte
er wenigstens seinem sonstigen künstlerischen
Schaffen bald zurückgegeben werden! In voller
Gesundheit konnte dagegen am 4. Juli ein anderer
den Künsten Nahestehender seinen 70. Geburtstag
begehen, der frühere Direktor der Königl. Gemälde-
galerie zu Dresden, Geh. Rat Prof. Dr. Karl
Wo ermann. Woermann hat sein Amt, das er
im Jahre 1910 niederlegte, fast dreißig Jahre lang
(seit 1882) auf das verdienstvollste verwaltet. Die
Galerie verdankt ihm ihren jetzigen mustergültigen
Katalog. Der Kunstwissenschaft diente er durch
die beiden dreibändigen Werke „Geschichte der
Malerei" und „Die Kunst aller Zeiten und Völker".
Sein siebzigster Geburtstag brachte dem Gelehrten
reiche Ehrungen. Mit den Mitgliedern des
Akademischen Rates erschien dessen Ehrenvor-
sitzender Prinz Johann Georg, Herzog zu Sachsen,
persönlich zur Beglückwünschung bei dem Geh.
Rate Woermann; auch der Minister des Innern und
der auswärtigen Angelegenheiten. Staatsmiuister
Graf Vitzthum v. Eckstädt, überbrachte seine Glück-
wünsche in Person, während der Kronprinz Georg.
Herzog zu Sachsen, der Minister des Kultus und
öffentlichen Unterrichts, Staatsminister D. Dr. Dr.-
Ing. Beck, und viele andere schriftlich gratulierten.

Einen schweren Verlust erlitt die Dresdner
Kunst durch den ganz unerwarteten Tod des jungen
Dresdner Malers Wilhelm Claus, der in
Paris am 23. Juni erfolgte. Wilhelm Claus, der nur
ein Alter von 31 Jahren erreichte, war Schlesier
von Geburt, hatte in Königsberg, Berlin, München
(bei Löffty) und Dresden (bei Eugen Bracht)
studiert und zählte zu den Hoffnungen der jüngsten
Dresdner Malergeneration. Sein Spezialgebiet war
die Landschaft, der er mit den Mitteln einer hin-
reißend farbigen, an den französischen Impressio-
nisten geschulten Technik eminent beseelten Aus-
druck zu geben wußte.

Aber auch als Bildnismaler leistete Wilhelm
Claus Bedeutendes. Er war der Träger des dies-
jährigen Rompreises; auf der Reise nach Italien, die
über Paris gehen sollte, ereilte ihn der Tod und
vernichtete ihm und uns allen die Hoffnungen, mit
denen er hinausgezogen war!

Die Wahl Dornhoefiers wird von allen, für die
die Münchener Sammlungen und ihr Schicksal etwas
bedeuten, freudig begrüßt werden. Außer Dorn-
hoeffer kamen für dieses bedeutungsvolle Amt noch
Friedländer, Justi und Swarzenski (Frankfurt) in Be-
tracht. Freilich hätten wir die ersten beiden in Berlin
ungern entbehrt. Dornhoeffer war der erste, der
schon vor zwei Jahren genannt wurde. Er trat dann
von dem fast schon abgeschlossenen Vertrag wieder
zurück.
 
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