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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 9.1895-1896

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Heft 24
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Avenarius, Ferdinand: Ambrosianische Lehren
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https://doi.org/10.11588/diglit.11730#0383

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Lweites Leptemberbett IS96.

über

irhlung, Zlmilcr, Kufit uul> lnli>cni>c Mn



24. DeN.


Derausgeber:

zferdinand Nvenarius.

Bezugsxreis:
Vierteljährlich Mark.

9. Zabrg.

Den zebnten Zabrgang

eröffnet der Kunstwart mit seinem nächsten Heste. Der neunte hat ein recht ersreuliches Anwachsen unserer Leserzahl
gebracht. Wir bitten unsere Freunde, beizutragen, datz es im zehnten so weiter gehe, und wir verpslichten uns aufs
Neue, die Einnahmen des Kunstwarts nur ihm selber zu widmen. Wer uns Adressen aufgeben will, unter denen
Probeheste mit einiger Aussicht aus Erfolg zu versenden wären, dem stellt sich die beigefügte Karte höslichst zur
Versügung. Wir aber danken ihm sür solche wie sür jede andere Bemühung um unser Blatt schon heute auss beste.
Der größeren Mittel brauchen wir noch, denn unser harrt neue Arbeit, die ebenso reich ist, wie schön.

Titel und Jnhaltsverzeichnis zum abgelausenen Jahrgang folgen heuer erst mit einem späteren Hefte. Der Grund
dasür entspringt aus dem Wunsche, das Jnhaltsoerzeichnis von jetzt ab eingehender, brauchbarer zu gestalten.

Dresden und Müneben, Leitung und verlag

im Septeinber H8Y6.

des Aunstwarts.

Nmbrosianiscbe Lebren.

''or bald zwei Jahren ist auch im Kunst-
wart den Lesern ein Gedichtbuch an-
gezeigt worden, das seitdem ganz un-
glaublich viel von sich reden gemacht hat. Unser Kri-
tiker besprachs mit so sreudlichen Worten, wie er nur
irgend verantworten konnte, denn was über die arme
Dichterin mitgeteilt wurde, hatte ihn zu Mitleid und
Hilsbereitschaft gestimmt. Trotzdem stand nicht nur
zwischen sondern auch auf seinen Zeilen zu lesen, daß
er diese Poetin weder für eine echte Volksdichterin,
noch überhaupt für ein wirklich großes lyrisches Talent
halte. Hat das deutsche Volk, soweit es Gedichtbände
kauft, anders geurteilt? Thatsache ist, daß das Büch-
lein der Frau Ambrosius mittlerweilen dreißig und
einige Auflagen erreicht hat.

Wir haben uns ausdrücklich zu der Verpflichtung
bekannt, unsern Lesern von dieser Erscheinung noch
einmal zu sprechen. Die Sache verlangt es auch, aber

gern thun wir's nicht. Jn einer Zwangslage befand
sich unser Kritiker, in einer Zwangslage jeder, der
später über die Ambrosius schreiben mußte, in einer
Zwangslage befinden auch wir uns ihr gegenüber
noch heute. Tritt man doch, wenn man den Ambrosius-
kult bekämpft, zugleich gegen eine Frau auf, der per-
fönlich man das gewonnene irdische Gut von Herzen
gönnt — ja, man muß sich sagen, daß eine erfolg-
reiche Bekämpfung dieser Mode ihren weiblichen
Helden vielleicht in eine schlimmere Lage versetzen
würde, als die war, unter der Frau Ambrosius früher
litt. Wir wollen also, da wir's einmal müssen,
wenigstens mit möglichster Schonung der persön -
lichen Verhältnisse der dichtenden Frau reden. Wir
wollen annehmen, daß sie in der That die durchaus
edle und würdige arme Bäuerin sei, als die sie von
ihrer Schwester hingestellt und von Schrattenthal
vrdl et orbi gezeigt worden ist.



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