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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0060
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Zeitbegebenheiten.
im Schloßhof aufgehängt." Als der Schulz von Schilliugstadt diese
bedenkliche Auskunft erhalten hatte, kehrte er schleunigst um und falvierte
feinen Leib. — Noch lange blieb es ein geflügeltes Wort bei dem
Landvolk um Boxberg: „Fast wär' er zu fpät gekommen, wie der
Schulz von Schillingstadt!"
Solche Zustände machen es begreiflich, warum gerade im Tauber-
grund fchon 1476 der Pfeifer von Niklashaufen den Kommunismus
predigte, bis ihn der Bifchof von Würzbnrg verbrennen ließ. — Fünfzig
Jahre nachher erhob zu Ballenberg bei Krautheim der wilde Metzler
das Banner des Bundschuhs. Bei Königshofen kam es am 2. Juni
1525 zwischen dem wohlgeführten Adel und dem zuchtlosen Bauern-
heere zur entscheidenden Schlacht. Der Truchseß von Waldburg ver-
nichtete die Macht des Bundschuhs und hielt auf dem Schlachtfeld ein
furchtbares Blutgericht. Wie Wolfgaug Menzel in feiner Gefchichte
der Deutfchen (Bd. 3. S. 53) nach dem Berichte von Hormayr er-
zählt, ließ der Bauernjörg, so hieß er beim Volk, die Gefangenen in
der Reihe niederknien und fein „lustiger Knecht Hans" ging hinter
ihnen mit dem Richtfchwert auf uud ab. Der Truchfeß fragte, wer
von ihnen beim Aufruhr gewesen fei? Keiner gestand es. Wer von
ihnen die Bibel gelesen habe? Mehrere fagten ja, und jedem, der es
bejahte, fchlug der lustige Hans den Kopf ab unter lautem Gelächter
der Junker. Ebenso jedem, der lesen und fchreiben konnte. — Der
alte gichtbrüchige Pfarrer von Schüpf hatte sich von vier Bauern zum
Truchfeß tragen lasfen, um den Dank für feine dem Fürsten erwiesene
Dienstbeflisfenheit zu ernten, weil er den Bauern eifrig widerstrebt
hatte. Der lustige Hans glaubte, der Pfarrer fei auch einer von den
Rebellen und fchlug ihm flugs von hinten den Kopf ab. „Da habe
ich," erzählte der Truchseß felbst, „dem guten Hans feinen Fürwitz
ernstlich verwiesen."
Nach diefem blutigen Tag war das Volk in die alte Knechtfchaft
gesunken. Es begann erst uuter der badifchen Herrschaft aus feiner
Erstarrung langfam aufzutauen, doch zogen die Bauern noch in den
dreißiger Jahren, wenn ihr Geschäft sie an dem Amthaus in Boxberg
vorbeiführte, demütig die Mütze, auch wenn der Herr Amtmann nicht
am Fenster stand. Noch immer regierte der Stock. Zuweilen fahen
Zeitbegebenheiten.
im Schloßhof aufgehängt." Als der Schulz von Schilliugstadt diese
bedenkliche Auskunft erhalten hatte, kehrte er schleunigst um und falvierte
feinen Leib. — Noch lange blieb es ein geflügeltes Wort bei dem
Landvolk um Boxberg: „Fast wär' er zu fpät gekommen, wie der
Schulz von Schillingstadt!"
Solche Zustände machen es begreiflich, warum gerade im Tauber-
grund fchon 1476 der Pfeifer von Niklashaufen den Kommunismus
predigte, bis ihn der Bifchof von Würzbnrg verbrennen ließ. — Fünfzig
Jahre nachher erhob zu Ballenberg bei Krautheim der wilde Metzler
das Banner des Bundschuhs. Bei Königshofen kam es am 2. Juni
1525 zwischen dem wohlgeführten Adel und dem zuchtlosen Bauern-
heere zur entscheidenden Schlacht. Der Truchseß von Waldburg ver-
nichtete die Macht des Bundschuhs und hielt auf dem Schlachtfeld ein
furchtbares Blutgericht. Wie Wolfgaug Menzel in feiner Gefchichte
der Deutfchen (Bd. 3. S. 53) nach dem Berichte von Hormayr er-
zählt, ließ der Bauernjörg, so hieß er beim Volk, die Gefangenen in
der Reihe niederknien und fein „lustiger Knecht Hans" ging hinter
ihnen mit dem Richtfchwert auf uud ab. Der Truchfeß fragte, wer
von ihnen beim Aufruhr gewesen fei? Keiner gestand es. Wer von
ihnen die Bibel gelesen habe? Mehrere fagten ja, und jedem, der es
bejahte, fchlug der lustige Hans den Kopf ab unter lautem Gelächter
der Junker. Ebenso jedem, der lesen und fchreiben konnte. — Der
alte gichtbrüchige Pfarrer von Schüpf hatte sich von vier Bauern zum
Truchfeß tragen lasfen, um den Dank für feine dem Fürsten erwiesene
Dienstbeflisfenheit zu ernten, weil er den Bauern eifrig widerstrebt
hatte. Der lustige Hans glaubte, der Pfarrer fei auch einer von den
Rebellen und fchlug ihm flugs von hinten den Kopf ab. „Da habe
ich," erzählte der Truchseß felbst, „dem guten Hans feinen Fürwitz
ernstlich verwiesen."
Nach diefem blutigen Tag war das Volk in die alte Knechtfchaft
gesunken. Es begann erst uuter der badifchen Herrschaft aus feiner
Erstarrung langfam aufzutauen, doch zogen die Bauern noch in den
dreißiger Jahren, wenn ihr Geschäft sie an dem Amthaus in Boxberg
vorbeiführte, demütig die Mütze, auch wenn der Herr Amtmann nicht
am Fenster stand. Noch immer regierte der Stock. Zuweilen fahen