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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0143

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Das Schwabrnkorps.

^In den ersten Wochen des Semesters lebte ich ausschließlich
meinem Studium, saß untertags in den Hörsalen oder dem anatomi-
schen Präpariersaal und abends auf meiner Bude hinter den Büchern,
— kurz gesagt, ich war, was der flotte Bursch ein richtiges Kamel
nannte. Anf die Dauer jedoch war ich zum Einsiedler nicht geschaffen.

Einer meiner srüheren Schnlkameraden redete mir eines Abends
zu, ihn auf die Schwabenkneipe zu begleiten; er war Mitkneipant des
Korps geworden. Die Korps gewährten unbescholtenen Studenten die
Gunst, gegen einen mäßigen Beitrag ihre Kneipe und ihren Fecht-
boden zu besuchen, sich auf diesem im Schlagen zu üben, sicherten
ihnen außerdem Schutz nnd bei etwaigen Ehrenhündetn Waffen und
Sekundanten zn. Besondere Verpflichtnngen übernahm der Mit-
kneipant nicht. Jch folgte der Einladung, nm mir die Gesellschaft
anzusehen, wenn sie mir nicht gefiel, so brauchte ich nicht wieder-
zukommen.

Die Suevia war das älteste Korps in Heidelberg. Es bestand
seit 1810 und besteht noch heute. Auch hatte es seit einer langen
Reihe von Jahren dieselbe Kneipe in Miete, ein großes Lokal in
bester Lage der Stadt an der Hauptstraße, gegenüber der Winterschen
Buchhandlung, in der nunmehr eingegangenen Brauerei zur alten Pfalz
zwischen Hauptstraße und Ludwigsplatz. Die Kneipe war, wie alle
Korpskneipen jener Zeit, sehr einfach eingerichtet, hatte nur Tische,
die in Hufeisenform an einander gereiht standen, und ungefähr 40
Holzstühle. Die Wände waren mit Bildern behangen, teils mit
 
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