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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0446
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Widerwärtigkeiten und Heimkehr.
schädigte die Unteroffiziere und erregte große Unzufriedenheit, die Re-
gierung verfprach Entschüdigung durch Löhnungszulagen, fäumte aber
zu lange mit der Erfüllung ihres Versprechens.
Ein zweiter Grund lag gleichfalls in einer Verfügung der Reichs-
regierung, der die badische nachkam, die Aushebungsziffer wurde von l.0/0
auf 20/0 erhöht. Dadurch kamen auf einmal zu viele Rekruten ins Heer,
Leute, der Manneszucht ungewohnt und der Verführnng leicht zugäng-
lich. Jn vielen Köpfen gärte es von unverdauten Freiheits- und
Gleichheitsideen, manche eben eingestellte Rekruten hatten sich fchon an
den Aufständen von 1848 beteiligt.
Schlimmer noch, als diese Verhältnisfe, mußte das ewige Um-
herziehen und Wechseln der Quartiere in dem aufgewühlten Lande den
soldatischen Geist der Truppen fchädigen. Da die allgemeine Wehr-
pflicht noch nicht ausgleichend gewirkt hatte, war die soziale Kluft
zwischen Befehlenden und Untergebenen ohnehin weit größer als heute,
jetzt gewannen die Offiziere die Fühlung mit ihren Leuten noch schwie-
riger. Aufsicht und Unterweisung der Mannfchaft litten Not. Ueberall
winkten in dem Weinlande die Wirtsfchilder, lauerten gefährliche Ver-
führer und predigten fchlimme Lehren vom bedingten Soldatengehor-
fam, der freien Wahl der Offiziere, verhießen goldne Berge als Lohn
für den Abfall.
Das Schlimmste endlich verschuldete die Regierung, als fie, auf
die Grundrechte hin, den Soldaten das Recht bewilligte, Versamm-
lungen unter sich abzuhalten nnd über ihre Angelegenheiten frei zu be-
raten. Damit brach der Boden der Disziplin ganz zusammen.
Dies waren die wirklichen Ursachen der badifchen Soldaten-
meuterei, nicht aber, wie die Aufwiegler behaupteten, die harte Be-
handlung der Untergebenen durch die Vorgesetzten. Das Offizierkorps
war human, Ausnahmen waren selten. Jn den drei Bataillonen,
denen ich angehört, fchien es nur ein einziger Offizier, ein Kompagnie-
führer, darauf angelegt zu haben, das Ehrgefühl seiner Leute zu töten,
allen andern Offizieren konnte nicht der leiseste Vorwurf gemacht werden.
Man kann sich denken, daß die Vorgänge in der Heimat große
Beftürzung bei dem Bataillon in Holstein hervorriefen und viel be-
Widerwärtigkeiten und Heimkehr.
schädigte die Unteroffiziere und erregte große Unzufriedenheit, die Re-
gierung verfprach Entschüdigung durch Löhnungszulagen, fäumte aber
zu lange mit der Erfüllung ihres Versprechens.
Ein zweiter Grund lag gleichfalls in einer Verfügung der Reichs-
regierung, der die badische nachkam, die Aushebungsziffer wurde von l.0/0
auf 20/0 erhöht. Dadurch kamen auf einmal zu viele Rekruten ins Heer,
Leute, der Manneszucht ungewohnt und der Verführnng leicht zugäng-
lich. Jn vielen Köpfen gärte es von unverdauten Freiheits- und
Gleichheitsideen, manche eben eingestellte Rekruten hatten sich fchon an
den Aufständen von 1848 beteiligt.
Schlimmer noch, als diese Verhältnisfe, mußte das ewige Um-
herziehen und Wechseln der Quartiere in dem aufgewühlten Lande den
soldatischen Geist der Truppen fchädigen. Da die allgemeine Wehr-
pflicht noch nicht ausgleichend gewirkt hatte, war die soziale Kluft
zwischen Befehlenden und Untergebenen ohnehin weit größer als heute,
jetzt gewannen die Offiziere die Fühlung mit ihren Leuten noch schwie-
riger. Aufsicht und Unterweisung der Mannfchaft litten Not. Ueberall
winkten in dem Weinlande die Wirtsfchilder, lauerten gefährliche Ver-
führer und predigten fchlimme Lehren vom bedingten Soldatengehor-
fam, der freien Wahl der Offiziere, verhießen goldne Berge als Lohn
für den Abfall.
Das Schlimmste endlich verschuldete die Regierung, als fie, auf
die Grundrechte hin, den Soldaten das Recht bewilligte, Versamm-
lungen unter sich abzuhalten nnd über ihre Angelegenheiten frei zu be-
raten. Damit brach der Boden der Disziplin ganz zusammen.
Dies waren die wirklichen Ursachen der badifchen Soldaten-
meuterei, nicht aber, wie die Aufwiegler behaupteten, die harte Be-
handlung der Untergebenen durch die Vorgesetzten. Das Offizierkorps
war human, Ausnahmen waren selten. Jn den drei Bataillonen,
denen ich angehört, fchien es nur ein einziger Offizier, ein Kompagnie-
führer, darauf angelegt zu haben, das Ehrgefühl seiner Leute zu töten,
allen andern Offizieren konnte nicht der leiseste Vorwurf gemacht werden.
Man kann sich denken, daß die Vorgänge in der Heimat große
Beftürzung bei dem Bataillon in Holstein hervorriefen und viel be-