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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0489

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Landpraxis und Landärzte.

469

Bauern in Hattingen einen kranken Magen herausgeschnitten und durch
einen Kalbsmagen ersetzt haben. Seitdem verschmähe der Geheilte die
„Schüfeli" (Vorderschinken), sein früheres Leibessen, und halte sich nur
an grünes Gemüse.

Diese merkwürdige Geschichte, die mancher ehrliche Wälder glauben
mochte, war vermutlich von dem Kanderer Bretzelibeck ersonnen worden,
der um scherzhafte Einfülle nie verlegen war. Einem Bauern aus dem
nahen Hammerstein an der Straße nach Basel, einem albernen Men-
schen und großen Psuscher in der Tierarzneikunde, spielte er eines abends
übel mit. Der Quacksalber saß im Weinhaus und prahlte vor den
Gästen mit seinen glänzenden Kuren. Der Bäcker erhielt davon Kunde,
eilte in die Weinstube und fragte den Quacksalber: „Wißt Jhr schon,
was dem Apotheker für eine unselige Verwechslung mit Euern Rezepten
passiert ist? Jhr habt heute zwei Rezepte verschrieben, eins für einen
Kanarienvogel nnd eins für eine Kuh. Man hat die Arzneien ver-
wechselt, dem Kanarienvogel hat es, Gott sei Dank, nicht geschadet, aber
die Kuh ist krepiert."

Man sieht, der launige Geist Hebels lebte noch fort in der
Markgrafschaft.
 
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