2v8 Die neue Clarisse,
horfam zu strafen. Ehe ich aber auf dieses demüthi^
gende Bekenntniß komme, muß ich in die Zeit, die
vor meinem Daseyn verflossen ist, zurückgehen.
Nichts vergrößert mehr meinen Fehler, als die Ver-
achtung des Beyspiels, und des Raths einer Mutter,
dis zu allen Zeiten eine Nachahmerinn der Tugenden
ihrer Voralkern gewesen ist; ich bin vielleicht derer-
ste, der sich seit einer langen Reihe von Jahrhunderten
des Geblüts, aus welchm ich das meinige geschöpft
habe, unwürdig bewiesen hak.
Geschichte.
der Frau Baroninn von Astie, und
ihres Sohnes.
N?eine Boraltern haben nicht immer iu einer
so großen Armuth gelebt, als diejenige war, die
mein Urgroßvater seinem Sohne zum Erbe hinter-
ließ; allein diese Armuth hatte eine sehr rühmliche
Quelle. Es war die Treue, welche er zu einer Zeit,
da ein jeder diejenige Parthey ergriff, die seinen Vor-
thcilen gemäß war, für leinen König behielt, die
- sein Vermögen zu Grunde gerichtet hatte. Da stch
mein Großvater außer Stand sähe, den Aufwand
zu machen, den der Kriegesdienst erfordert, so
schrankte er seinen ganzen Ehrgeitz darauf ein, stch
wechselsweise mit dem Feldbau, den Wissenschaften
und der Erziehung einer Tochter zu beschaffrigen,
die durch ihre Geburt den Tod ihrer Mutter verur-
sacht
horfam zu strafen. Ehe ich aber auf dieses demüthi^
gende Bekenntniß komme, muß ich in die Zeit, die
vor meinem Daseyn verflossen ist, zurückgehen.
Nichts vergrößert mehr meinen Fehler, als die Ver-
achtung des Beyspiels, und des Raths einer Mutter,
dis zu allen Zeiten eine Nachahmerinn der Tugenden
ihrer Voralkern gewesen ist; ich bin vielleicht derer-
ste, der sich seit einer langen Reihe von Jahrhunderten
des Geblüts, aus welchm ich das meinige geschöpft
habe, unwürdig bewiesen hak.
Geschichte.
der Frau Baroninn von Astie, und
ihres Sohnes.
N?eine Boraltern haben nicht immer iu einer
so großen Armuth gelebt, als diejenige war, die
mein Urgroßvater seinem Sohne zum Erbe hinter-
ließ; allein diese Armuth hatte eine sehr rühmliche
Quelle. Es war die Treue, welche er zu einer Zeit,
da ein jeder diejenige Parthey ergriff, die seinen Vor-
thcilen gemäß war, für leinen König behielt, die
- sein Vermögen zu Grunde gerichtet hatte. Da stch
mein Großvater außer Stand sähe, den Aufwand
zu machen, den der Kriegesdienst erfordert, so
schrankte er seinen ganzen Ehrgeitz darauf ein, stch
wechselsweise mit dem Feldbau, den Wissenschaften
und der Erziehung einer Tochter zu beschaffrigen,
die durch ihre Geburt den Tod ihrer Mutter verur-
sacht