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Lübke, Wilhelm
Geschichte der Architektur von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart — Leipzig, 1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.26748#0184

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162

Zweites Buch.

der Mitte, verjüngt, mit Rundstabrahmen eingefasst, der am oberen Ende
ohrenartige Vorsprünge hat. Der wirkliche Eingang ist dagegen in versteckter
Weise am unteren Theil der Facade angebracht. Eine Reihe derb profilirter
Glieder, aus Rundstäben, Platten, Wellen und Kehlen wirksam zusammen-
gesetzt, bildet den gesimsartigen Abschluss der Facade. Solche Fagaden
finden sich in ganzen Reihen dicht neben einander, Strassenzüge einer Todten-
stadt bildend, durch felsgehauene Treppen getrennt, welche auf die Platform

Fig. 114.

Gräber von Castellaccio.

führen. Gräber dieser Art sieht man in den Nekropolen von Norchia und
Castellaccio bei Viterbo (Orchia und Oxia.) Zwei von den Gräbern zu Norchia
haben dagegen eine Behandlung der Fagade, welche dem etruskischen Tempel-
bau, wie er unter griechischem Einflüsse sich ausgebildet hat, nachgeahmt
ist. Weite Säulenstellungen, jetzt zerstört, waren aus der Fläche lieraus-
gemeisselt, und mit Gebälken verbunden, welche mit Triglyphen und Zahn-
schnittfriesen ausgestattet sind. Die Triglyphen haben das Gepräge aufgehef-
teter Zierden, die mit der Construktion nicht zusammenhangen. Die Gesims-
platte ist volutenartig an den Enden aufgerollt, und dort mit einem Kopfe
geschmückt, über welchem ein Eck-Akroterion mit einem Thierbilde angeordnet
ist. Bildwerke sind auch im Friese angedeutet; das Giebelgeison aber zeigt die
aus der altorientalischen Kunst wohlbekannte Hohlkehle mit aufgerichtetem
Blattkranz. Ohne diesen Fagadenschmuck sind dagegen die Gräber von
Bomarzo, Sutri, Toscanella u. s. w.

Eine andere Form der Gräber schliesst die unterirdische Anlage aus und
besteht aus einem mehr oder minder ausgedehnten, meistens kreisrunden
Unterbau, der von niedriger Brüstungsmauer umschlossen wird, wie dies in
einfachster Gestalt der unter dem Namen der Cucumella bekannte Grabhügel
bei Volci zeigt, der über 200 Fuss im Durchmesser hat. In seiner Mitte,
erhebt sich ein viereckiger Thurm, neben ihm ein kegelförmiger Denkpfeiler,
der vermuthlich sammt drei ähnlichen den mittleren Thurm umgab. Verwandter
Anlage ist das bei Albano liegende Denkmal, das unbegründeter Weise als
Grab der Iloratier und Curiatier bezeichnet wird. Es trägt auf quadra-
 
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