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ULF JANTZEN

sehr feuchten Erdreich die gänzlich mit Erde verklebten Scherben zu leicht dem
Auge entgingen. Bei dieser Methode dürften nur wenige Scherben verloren gegangen
sein.
Den Beginn der Grabung machten Versuche an den Stellen, wo Erdreich lag,
d. h. im Hauptraum neben dem großen Felsen und im schräg abwärts führenden
Gang. Es wurden sofort neolithische und minoische Scherben gefunden. Nachdem
auf diese Weise die Höhle, in der schon Karo und Marinatos »spätmykenische«
Scherben oberflächlich festgestellt hatten, als fundreich nachgewiesen war, wurden
die einzelnen Erdstellen systematisch ausgenommen. In der Unterhöhle, die keine
Erdverschüttung aufweist, brauchten die Scherben nur in den Felsspalten zu-
sammengelesen zu werden.
3. BEFUND
Der Platz vor der Höhle zwischen den Felsen des Eingangs wurde bis auf den
gewachsenen Boden freigelegt, ohne daß in der sehr dünnen Erdschicht irgendeine
Scherbe gefunden wurde. Nur in der Spalte neben der abgearbeiteten Stelle lagen
wenige neuzeitliche Scherben. Auch im Gebiet vor der Höhle lag nicht ein einziges
Stück.
Der Hauptraum, in dem ziemlich viele Steine und Felsbrocken umherlagen,
hatte in seinem niedrigeren Teil nur wenig Erdreich mit geringen Scherbenfunden
neuerer und neuester Zeit. Dagegen konnte unmittelbar neben dem schon er-
wähnten künstlich zugehauenen Felsen in die Tiefe gegraben werden und schräg
unter diesen Felsen hinunter bis in etwa eineinhalb Meter Tiefe. Die Erdschicht
setzt sich fort bis zu einem fensterartigen Durchlaß gegen den nach unten füh-
renden Gang hin. In den oberen Schichten lagen neben modernen Scherben spät-
minoische, in den unteren dagegen ausschließlich neolithische Scherben, dazu Split-
ter von zwei Obsidianmesserchen und eine steinerne Axt. Gegen den Durchlaß zu
fanden sich zunächst ein menschlicher Unterkiefer und Teile einer Schädeldecke,
an seiner engsten Stelle dann Haufen von menschlichen Knochen und vier wohl-
erhaltene Schädel. Kein Skelett lag mehr in seiner ursprünglichen Lage, sondern
alle in einem großen Haufen über- und untereinander. Nach Beobachtung der Lage
der Skelettreste und der Bodenverhältnisse scheinen die Bestattungen unter der
Schräge des Felsens stattgefunden zu haben. Durch einen Wassereinbruch gelegent-
lich eines heftigen Regenfalles müssen die Skelette aus ihrer ursprünglichen Lage
herausgerissen worden und weiter unter den Felsen bis zu dem Durchlaß hingetragen
worden sein, wo ihre Weiterschwemmung durch einen Felsblock verhindert wurde.
Die Gefäßbruchstücke wurden wegen ihrer Schwere nicht so weit mitgenommen wie
die leichteren Knochen, so daß zwischen den Skelettresten nur wenig Scherben ge-
funden wurden. Von diesen war das meiste neolithisch, doch lag auch einiges Spät-
minoische dabei. Trotzdem kann mit ziemlicher Sicherheit angenommen werden,
daß die Bestattungen aus neolithischer Zeit sind, während die minoischen Scherben
erst durch den Wassereinbruch in die Umgebung des Skeletthaufens gespült wurden.
 
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