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DIE SPÄTMINOISCHE NEKROPOLE VON KYDONIA
(Tafel 3, i. 48—63)
Von der umfangreichen spätminoischen Nekropole von Kydonia war bisher nur
wenig bekannt. Durch den Brand des Museums von Chania im Jahre 1934 sind
außerdem die bis dahin unveröffentlicht gebliebenen Funde stark gelichtet worden.
Sie wurden, soweit erhalten, von mir aus den Kisten, in welche die Rest-
bestände des Museums nach dem Brand vorläufig zusammengeworfen waren, mit
den übrigen Antiken ausgepackt (1942/43), in langwieriger Arbeit sortiert und zu-
sammengesetzt und in dem zur gleichen Zeit von mir neu eingerichteten Museum
in der Moschee am Hafen auf gestellt1.
Mit Hilfe des glücklicherweise erhaltenen Museumsinventars lassen sich drei
Stellen genauer festlegen, an denen spätminoische Gräber gefunden wurden. Dabei
muß betont werden, daß die unten rekonstruierten Befunde sehr wahrscheinlich nur
eine mehr oder weniger vollständige Auswahl — abgesehen von den nachweislich
verlorenen Stücken — darstellten, da die meisten Gräber gelegentlich bei Bauar-
beiten angeschnitten wurden, wobei naturgemäß nur ein Teil der Funde in das Mu-
seum gelangte. Daß auch die Inventarisierung im Museum nicht allzu sorgfältig
vorgenommen wurde, beweisen achtzehn meist vollständige nicht inventarisierte
Gefäße, die höchstwahrscheinlich ebenfalls aus der Nekropole von Kydonia
stammen2.
1. GELÄNDE BEIM GERICHTSGEBÄUDE
la) »Südöstlich von Chalepa« wurden schon vor 1895 auf dem Grundstück des
Apothekers Kapetanakis spätminoische Dromosgräber entdeckt, deren Beigaben
von Mariani in MonAnt. 6, 1895, 203 Abb. 41 in einer ungenügenden Skizze abge-
bildet wurden: zwei Bügelkannen, eine Ausgußtasse, zwei Bronzedolche, eine 60 cm
hohe Bronzehydria. Über den Verbleib der Funde ist nichts mehr zu ermitteln. Das
Grundstück des Kapetanakis, das auf der Höhe hinter dem Gerichtsgebäude liegt,
hat 1900 erneut Funde geliefert (P 40—45. M 9—12) 3, von denen die Bügelkanne
P 40 und die Bronzehydria M 12 erhalten sind.
1 Gabriel Welter leistete für die Bearbeitung der Vasenfunde wertvolle Vorarbeit und ließ auch die
Zeichnungen durch Joannis Stinis anfertigen. Den Tafelabbildungen liegen Leicaaufnahmen des
Verfassers zugrunde. ’ Über die ganze stilistische Gruppe siehe jetzt: Furumark, Mycenaean
Pottery 175ff. undChronology of Μ. P. 103ff. 3 P = Museupisinyentar Chania: Πήλινα. M -
Μετάλλινα. L = Λίθινα. Maßangaben in Zentimeter,
 
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