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SPÄTMINOISCHER VASENFUND BEI SUDA
(Tafel 3, 2. 64. 65)
Etwa fünf Kilometer östlich von Suda, wo die Fahrstraße nach Stilos von der
nach Rethymnon führenden Uferstraße abzweigt, stießen Ende Oktober 1942 grie-
chische Arbeiter an einem Abhang, von dem sie Erde zur Aufschüttung eines
Brückendammes abführten, auf eine Reihe von spätminoischen Gefäßen, die sie
achtlos zerschlugen und beiseite warfen. Die Scherben konnten von mir in Sicher-
heit gebracht werden, außerdem ergab eine am nächsten Tag erfolgte Durch-
suchung der beiden Seiten des frisch aufgeworfenen Brückendammes eine weitere
Anzahl von Scherben. Über die Fundumstände wußten die Arbeiter nur allgemeine
Angaben zu machen, denen zufolge die Gefäße an einer eng begrenzten Stelle des
Abhangs, die als Höhlung noch zu erkennen war, auf einmal zutage traten; auch
Knochenreste, darunter einen Schädel habe man dort gefunden, aber fortgeworfen.
Die Stelle liegt linker Hand einer von den östlichen Ausläufern des Berekynthos
in die Sudabucht hinabreichenden Talschlucht und bildet einen jetzt tief und in
ganzer Höhe angegrabenen Hügelvorsprung an der südlichen Seite der Fahrstraße.
Er besteht aus lehmiger Erde, die in den unteren Lagen, wo der Fund gemacht
wurde, in grün-weißen Ton übergeht. Drei der Gefäße sind ganz offensichtlich aus
diesem Material gearbeitet. Auf der der Talschlucht abgekehrten Seite des Hügel-
vorsprungs sieht man eine Reihe von horizontal in die Erde gebohrten Löchern,
möglicherweise Raubgrabungen; die hier auf gelesenen Streufunde reichen von
minoischer bis in hellenistische Zeit. — Die Gefäße bilden eine zusammengehörige
Gruppe und dürften das Inventar eines Grabes darstellen. Daß das Grab am An-
fang einer Nekropole lag, die hier, wo Felsen kaum ansteht, günstige Bedin-
gungen vorfand, ist nicht ausgeschlossen. Auch eine Töpferwerkstatt, die das
Ton vorkommen ausnützte, muß nach Ausweis der genannten Gefäße bestanden
haben. Jedenfalls deutet die Stelle auf eine zugehörige Siedlung, die nur weiter
oben gelegen haben kann, wo ein terrassiertes Plateau den steilen Abhang unter-
bricht. Dort findet man Scherben einfacher Gebrauchsware.
Nur ein Teil, allerdings der größere Teil der Scherben, konnte in Sicherheit ge-
bracht werden. Das übrige liegt jetzt unerreichbar unter Fels- und Geröllmassen be-
graben rechts und links der Fahrstraße. Es handelt sich um acht Gefäße, von denen
zwei noch vollkommen, die übrigen zum größeren Teil intakt waren (Taf. 64, 65). Mit
Ausnahme des Kraters (Nr. 8), der eine Sonderstellung einnimmt, ist es einfache Ware,
teilweise sorgfältig aus dünnwandigem feingeschlämmten Ton geformt (Nr. 1), im
allgemeinen jedoch mehr auf Haltbarkeit und Gediegenheit als auf äußere Vollendung
gearbeitet. Die Bemalung beschränkt sich auf Streifen (Nr. 1, 2, 4), auf dicht gelegte
Schlangenlinien (Nr. 3, 6) und ein Wellenband (Nr. 5); nur eine Schale (Nr. 7) zeigt
 
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