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PALÄOKASTRO-APTARA
Bericht über eine Untersuchung und Vermessung des Stadtgebietes
(Tafel 66—70)
Der Unterzeichnete erhielt Mitte August 1942 den Auftrag, das Gebiet des antiken
Aptara zu vermessen und die noch sichtbaren Reste in einen anzufertigenden Ge-
ländeplan einzutragen. Zu diesem Zweck stand ihm für fünf Tage ein Nivellier-
instrument der Zweiganstalt Athen mit Meßstange und Meßband, bei deren Hand-
habung ein Grieche behilflich war, zur Verfügung. Von E. Kirsten erhielt er außer-
dem eine von Fabricius während dessen Stipendiatenzeit gezeichnete Skizze der
Stadtmauer zur Einsichtnahme. Zum Schluß hatte er Gelegenheit, den fertig-
gestellten Plan mit griechischen und deutschen Luftbildaufnahmen zu vergleichen.
Zu diesem Plan einige Erläuterungen:
Aptara, das heutige Paläokastro1, liegt auf einem Plateau von 231m Gipfelhöhe,
das unmittelbar hinter Kalami, dem südlichen Sperrfort an der Einfahrt zum
Sudahafen, aufsteigt und in markanten Umrissen sich von seiner Umgebung abhebt.
Seine Grenzen bilden Abstürze und Steilabhänge, die im Norden teils bis ans Meer,
teils bis zur Hügelkuppe des Forts Kalami, im Osten bis zur Ebene hinabreichen.
Im Süden bildet eine niedrige Felswand die Grenze gegen eine tiefer gelegene Fort-
setzung des Plateaus. Diese langsam auslaufende Hochebene umschließt, nach
Norden umbiegend, auch einen Teil der Westseite der Stadt, dort in sattelförmiger
Erhebung bis auf etwa 10 m deren Höhe erreichend, um sich dann noch weiter nörd-
lich gegen das Meer hinabzusenken. Hier ist von Megala Choraphia aus der be-
quemste Weg zum Plateau.
Dem heutigen Besucher stellt sich Aptara als ein nahezu baumloses, mit Steinen
übersätes, von Felskuppen unterbrochenes unwegsames Gelände dar. Durch eine
von Osten hereinbrechende Talschlucht wird es in zwei Teile gespalten, die ver-
schiedenen Charakter aufweisen. Der nördliche, auf das Meer hinausweisende Teil
ist hügelig und im Zusammenhang damit gekennzeichnet durch den ungleichmäßigen,
teils schräg, teils steil abfallenden, teils vor-, teils zurückspringenden Beginn des
Abhanges. Der südliche Teil dagegen bildet eine zusammenhängende Fläche, die sich
scharf vom Abhang absetzt. Mittelpunkt der Landschaft ist ein klösterlicher Wirt-
schaftsbetrieb, eine Tochtergründung des Johannes-Theologosklosters auf Patmos.
Das heutige Wahrzeichen der ehemaligen Stadt bildet ein weithin sichtbares tür-
kisches Kastell, 1868/69 erbaut, das von dem weit vorspringenden Nordzipfel der
Höhe aus die Landenge zwischen Kalami und Aptara beherrscht.

1 Letzte Zusammenstellung der Literatur bei Μ. Guarducci, Inscr. Creticae II, Rom 1939, 13. Dazu
C. Wescher, Arch. des Miss, scient. et litter. 25. I, 1865, 443; G. Gerola, Monumenti Veneti nell’isola
di Creta, Venedig 1905/07, I 2, 55ofi.
 
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