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DAS DIKTYNNAION
(Taf. i—2. 76—104)

Von den drei Halbinseln, welche Westkreta nach Norden ausstreckt, ist die längste
die mittlere (16 km lang, 8 km an der breitesten, 4 km an der schmälsten Stelle),
welche im turmhohen steilen Felsen von Kap Spathas endet. Ihr Grat bildet ein
in ihrer Längsrichtung Nord-Süd verlaufender Gebirgsrücken, im Altertum Tityros
genannt, der an der Westseite liegt und dort steil nach dem Golf von Kastelli-
Kisamos abfällt, während er an der Ostseite nach dem Golf von Chania einen nor-
malen Ablauf hat. Dieser ist jedoch von zahlreichen west-östlich verlaufenden,
engen und tiefen Schluchten durchzogen, durch welche sich in der Regenzeit die
Gießbäche meerwärts stürzen, ohne an der Küste Buchten und kleine Küsten-
ebenen zu bilden. Von der Ortschaft Rhodopü (14 km von Kap Spathas) ist die Halb-
insel nur durch Gebirgspfade zugänglich, die oberhalb der Ansatzstellen der
Schluchten in süd-nördlicher Richtung verlaufen.
Etwa 4 km von Kap Spathas, dicht südlich von Kap Skala (Taf. 79,1) haben an
der Ostseite der Halbinsel zwei Gießbäche, die sich unweit der Küste vereinigen,
einen breiteren Durchbruch durch die Vorberge des Tityros vollzogen, so daß sich
an dieser Stelle, der einzigen an der ganzen Halbinsel, eine west-östlich verlaufende
Bucht bildete mit einer kleinen, aus der Schwemmerde der beiden vereinigten
Gießbäche bestehenden Küstenebene. Die an der Nordseite senkrecht ins Meer ab-
fallende Felswand macht die Bucht1 bei Nordstürmen zu einem sicheren Flucht-
hafen, der von kleineren Fahrzeugen, die von der Ägäis und von der peloponne-
sischen Küste kommen, benutzt wird2. Ein halbinselartiger Vorsprung der Küste,
etwa 20 m hoch, bildet die Südseite der Bucht. Er fällt nach Norden und Osten steil,
im Süden mit normalem Gefälle ab; seine Oberfläche zeigt zwei auffallend waage-
rechte Terrassen. Hier lag das Heiligtum der Diktynna (Taf. 1, 2).
Die Lage des Diktynnaion ist durch den Stadiasmus genau festgelegt.
Stadiasmus Maris Magni 340: άπό Κισάμου έπϊ Τίτυρον στάδιοι κε' ( = 25).
άκροτήριόν έστιν ύψηλόν, κατάδενδρον- βλέπει πρός άρκτον. 34ι: άπό Τιτύρου έπι
τό Δικτυνναϊον στάδιοι π' ( = 8θ). όρμος έστιν έν αίγιαλω. άπό τοϋ Δικτυνναίον
έπΐ τήν Κοίτην στάδιοι ρο' ( = 170). νήσος έστιν. . . . 343: άπό τοΰ Άκοιτίου εις
Κνδωνίαν στάδιοι ξ' ( — 6ο).
Früher dort gefundene Inschriften (InscriptionesCreticaell,XI)sowie die während
der Ausgrabung im Herbst 1942 zutage geförderten bestätigen diesen Ansatz, den
1 Sie heißt στί; μέυνιες, der Name Καντζιλιέρε$ ist nicht mehr üblich und dürfte venezianischen
Ursprungs sein. Μέννιες dürfte gleichbedeutend mit dem mittelgriechischen μέννοια sein, ein unter der
volkstümlichen Bezeichnung »Taucher« bekannter Wasservogel (Ducange, Glossarium mediae et
infimac Graecitatis 905). - Mediterranean Pilot IV, Ausg. 1919, 26.
 
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