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ZWEIZELLIGES HEILIGTUM IN APTARA
(Taf. 71 — 75)
Im Juli 1942 erhielt der Unterzeichnete die Erlaubnis, im Gebiet des antiken Aptara
eine Grabung zu veranstalten. Als Grabungsplatz wurde eine Stelle des zum zentral
gelegenen Johannes-Theologoskloster hinführenden Weges gewählt, unmittelbar
vor diesem und etwa 20 m nördlich einer jetzt zerstörten Inschriftenmauer, die
seinerzeit die Benennung der Stadt ermöglichte1. An dieser Stelle war im Lauf
der Zeit ein Stein mit schwalbenschwanzförmigen Klammerleeren freigetreten
worden, der, wie sich bald ergab, in situ lag und einer sorgfältig gebauten Architektur
angehören mußte. Hier setzte am 27. Juli in Anwesenheit des Ephoros der Alter-
tümer Westkretas, B. Theophanides, die Grabung ein und wurde mit zehn griechi-
schen Arbeitern in vierzehn Tagen zu Ende geführt. Das Auszeichnen der vom
Ausgräber verfertigten Pläne besorgte der griechische Zeichner J. Stinis.
ALLGEMEINES, LAGE DES GEBÄUDES IM GELÄNDE
Ausgegraben wurde ein kleines, in Kalkstein errichtetes Gebäude, das sich als ein
gequadertes zweizimmeriges Querhaus symmetrischer Form von 6,32 m zu 3,96 m
darstellt. Die Front weist nach Osten. Dorthin öffnen sich zwei Türen, die, inner-
halb der Zimmer jeweils unsymmetrisch liegend, die Außenwand in etwa gleiche
Abstände aufteilen. Außerdem ist diese Seite durch ihre feine Bearbeitung der
Quadern als Front hervorgehoben. Die übrigen Seiten, wenigstens die noch er-
haltenen unteren Partien, waren nicht auf Sicht gearbeitet. Die Steine treten, zum
Teil sehr erheblich, aus der Mauerflucht heraus, bzw. bleiben hinter ihr zurück,
je nachdem wie die Tiefe oder Länge eines Steines ausgefallen war. Auch die Be-
arbeitung der Quaderflächen ist verschieden, teils nachlässige Rustika, meist Bosse,
oder auch nur abgestemmt. Der Norden ist vergleichsweise etwas besser gearbeitet,
doch muß auch diese Seite unsichtbar gewesen sein.
Der unfertige Zustand des Äußeren wird verständlich durch die besondere Lage
im Gelände. Das Gebäude liegt künstlich eingeschoben in einem Abhang, der in
flacher Neigung von Süden nach Norden gegen eine 10 m tiefer liegende Senke,
nach Osten in einem kürzeren steileren Gefälle gegen das Kloster abfällt. Auf drei
Seiten lag es also zu einem beträchtlichen Teil unterhalb des natürlichen Niveaus,
und diesem Umstand ist es zu verdanken, daß seine Westseite 1,66 m hoch erhalten
geblieben ist. Hier läßt der ausgegrabene Befund außerdem erkennen, daß der
beschriebene Zustand tatsächlich von Anfang an vorhanden gewesen ist, nicht etwa
1 C. Wescher, RA. NS. io, 1864, 75^. Arch. des Miss, scient. et litt^r. 2, 1, 1865, 443$.
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