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HEINRICH DRERUP

MAUERN
Der weitläufige Mauerring von 3,8 bis 3,9 km entfalteter Länge folgt den Um-
rissen des Plateaus. Er ist in ausgedehnten Resten, doch nirgends in voller
Höhe erhalten. Noch 1574 hatten die Venezianer geplant, den Bergrücken als
Fluchtburg zu verwenden1, doch geht aus einem 40 Jahre später gezeichneten Plan
von 1612 hervor2, daß damals der heutige Zustand ungefähr erreicht war. Dieser
ist folgender: An der Ostseite steht die Mauer auf 600m Länge und zum Teil 3 m
Höhe noch aufrecht. Nächstdem haben sich an der Westseite sowie am westlichen
und östlichen Ausgang der Nordseite größere Reste erhalten. Wo solche fehlen,
läßt sich der Verlauf an gelegentlichen Felsbettungen, charakteristischen Böschungen
und, wenn nicht anders, an der markanten Linie eines Steilabhanges ablesen. Das
gilt vor allem für die Südmauer, die vom Felsen abgestürzt ist, und für große Teile
der Nordmauer, die innerhalb des bewachsenen Abhanges stand, dort im Verlauf
der Zeit abgedrückt und von den nachrollenden Erdmassen überdeckt wurde, soweit
ihr Material nicht für den Bau der ehemaligen Sperrmole innerhalb der Suda-
einfahrt Verwendung fand 3. Solche nur indirekt zu verfolgenden Strecken sind im
Plan durch gestrichelte Linien gekennzeichnet. Ein Abschnitt auf der Nordseite
und die südliche Umfassung der östlichen Felsspitze sind spurlos verschwunden.
Die Mauer ist nicht gleichmäßig gebaut. Am repräsentativsten muß der südliche
Teil der Westmauer gewirkt haben (Taf. 67, 1—3). Beiderseits sorgfältiger oblonger
Quaderschnitt der Steinstirnen, Rustikapolster, scharfe, aber ohne strenges System
durchgeführte Unterteilung in hohe mittlere und niedrige Steinlagen, die das Gesamt-
bild beleben. Eine breite Füllschicht aus Erde und Steinen verhilft der Mauer zu dem
beträchtlichen Durchmesser von 2,4 bis 2,8 m. Er entspricht in seiner Stärke dem an
dieser Stelle besonders ausgebauten Verteidigungssystem, das sich gegen den genann-
ten, bis zu 10 m Höhenunterschied ansteigenden Bergsattel wendet. Hier, an dem
natürlichen Zugang zur Stadt befindet sich linkerhand einer ins Innere vorstoßenden
kleinen Geländefalte eines der drei Stadttore, die Front quer zur Mauerrichtung;
davor ein Turm. Ein zweiter Turm südlich, jenseits der Einbuchtung, ermög-
lichte die Bedrohung des Gegners von der rechten Flanke her. Wieder 110 m
südlich, als Verstärkung des anschließenden langen Mauerzuges, ein dritter Turm.
Unter seinem Schutz öffnet sich dicht neben ihm eine 0,80 m breite, halb verschüt-
tete Ausfallpforte 4 (Taf. 67, 3). Ihre obere Begrenzung bilden zwei nicht ganz zusam-
menführende Quadern mit abgeschrägter unterer Ecke. Den freibleibenden oberen
0,28 m breiten Zwischenraum schließt die nachfolgende Quaderschicht. Damit
hat man die Öffnung, um sie auf das geringstmögliche Maß zu beschränken, ungefähr
dem Umriß des sie passierenden Verteidigers angeglichen. Eine, bzw. zwei Abtrep-
pungen bilden eine Art Türrahmen. Innen und nach der Innenseite zu hat die Pforte
normale rechteckige Öffnung. Noch weiter südlich, am Ende der Westseite, eine vor-
tretende Felsnase mit Resten einer Bastion.
1 Gerola a. O. 55ofi. 2 Gerola a. O. Abb. 330. 3 Gerola a. O. 552. 4 Vgl. L. Savignoni,
MonAnt. 11, 1901, 289!!. Abb. 2.
 
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