Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
88 H. D R ERUP, SPÄTMINOISCHER VASENFUND BEI SUDA
Das Hinübergleiten aus der Darstellung zum stellvertretenden Zeichen läßt sich
außerdem von Fall zu Fall an den Gesichtern verfolgen, die sich selbst vom ver-
einfachenden Erinnerungsbild abgelöst haben. Vor allem der Nasenstrich reicht in
den meisten Fällen weit über seine natürliche Grenze hinaus und wird abschließende
Randlinie eines formelhaften Gebildes. Von den Ornamentmotiven sind die Rauten
in ihrer einfacheren und komplizierteren Ausführung sowie die Gliederkette ober-
halb des Pferdes in mykenischer Zeit geläufig. Für die unter dem Pferd sich ent-
wickelnde Doppelvolute lassen sich Ornamentketten verwandter Bauart vergleichen,
aus denen sich das Motiv herausgelöst hat1. Auch das Henkelornament scheint
sonst nur in komplizierterem Zusammenhang vorzukommen 2.
Der Krater ist kein kretisches Erzeugnis. Auf kretischen Gefäßen ist die Dar-
stellung der menschlichen Figur nahezu unbekannt!, und stilistisch führt von dem
in der Fläche sich ausbreitenden Ornamentwerk der Larnakes, das gleichfalls nur
ausnahmsweise die menschliche Figur in die Zeichnung einbezieht, kein Weg zu
dem formensicheren Manierismus des Kraters. Verwandte argivische Szenen ergeben
manche Übereinstimmung, die sich jedoch auf den äußeren Aufbau der Gruppe
und der Figuren beschränkt. Immerhin ist in Aufbau und Proportion der beiden
Waffenträger eines Tirynther Bruchstücks! manches enthalten, das zu den ausge-
schriebenen Formen der Schreitenden hinführen könnte. Daß der Krater östlicher
Herkunft sein muß, beweist die vom Scheitel herabhängende Spirallocke, die als
syrisch-phönizische Trachteigentümlichkeit in Griechenland kaum Fuß gefaßt hat5.
Indessen nicht nur hierdurch, sondern auch sonst in jeder Beziehung reiht sich
das Gefäß der durch neue Funde immer stattlicher werdenden Gruppe der levanto-
helladischen Keramik ein, deren Werkstätten im Osten der mykenischen Welt, vor
allem auf Cypern, gelegen haben müssen. Es gehört den der Phase SM III B zuzu-
rechnenden jüngsten Schöpfungen der Gattung an6 und erweist sich damit als den
übrigen Stücken dieses Fundes gleichzeitig.
Heinrich Drerup
1 Furtwängler-Loeschcke V, Taf. 28, 244. 36, 366. 368. Furumark, MP. 271 Fig. 36. 45. 3 Furt-
wängler-Loeschcke V. Taf. 37, 380. 382. 3 Doro Levi a. O. 643. Neu hinzu kommt das von
U. Jantzen Taf. 3 und 50 (P 740) veröffentlichte Gefäß. 4 H. Schliemann, Tirynthe Taf. 14,
2. 15, 1. 5 F. Poulsen, Der Orient und die frühgriechische Kunst 45 Anin. 3; E. Kunze, Kretische
Bronzereliefs 181 Anm. 13 (zwei weitere Belege). 6 Furumark, MP. 430!!. Sjöquist, Problems of
the late Cypriote Bronze Age, 1940, 650. 92 ff.
 
Annotationen