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DIE SPÄTMINOISCHE NEKROPOLE VON KYDONIA 8l
herum wuchs das alte Chania, das schließlich gegen die drängende Türkengefahr
zu Beginn des 16. Jahrhunderts mit einem großzügigen Befestigungswall um-
mantelt wurde. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts kamen schließlich die neuen
Stadtviertel Nea Chora, Nea Katastimata und Nea Chania hinzu und wuchsen mit
den älteren Siedlungen vor den Mauern, Bolari und Chalepa, zum modernen Chania
zusammen.
Die Frage ist nun, wo die spätminoische zu den Gräbern gehörige Siedlung und
Burg liegt, von der sich noch keine Spur gefunden hat. Es kommt einerseits der
Höhenzug oberhalb des Wasserdepots, unterhalb der Höhe 114 Ajos Jannis, in Frage,
andererseits aber auch der vom Zentrum der heutigen Stadt bedeckte Hügel Ka-
stelli, zumal sich die Obsidianfundstelle und das ältere mittelminoische Grab in
seiner Nähe, die spätminoischen Gräber weiter von ihm entfernt befinden. Auch die
griechische und römische Stadt wird hier gelegen haben.
Seit neolithischer Zeit wäre demnach die Stelle Kydonias ununterbrochen be-
siedelt gewesen. Die, wie die Funde zeigen, waffenfrohe spätminoische Herrenschicht
hat einerseits das weite Meer, andererseits die reiche Ebene als Lebensbasis gehabt.
Sie beherrschte den einzigen natürlichen Durchgang von West- nach Mittelkreta
und war Vorort für die Bevölkerung des Akrotiri, die nach den Höhlenfunden wohl
kaum mehr als eine dürftige Hirtenklasse gewesen sein kann. Die nächste bedeuten-
dere minoische Siedlung, von der Heinrich Drerup im Oktober 1942 die Nekropole
fand, lag 5 km östlich von Suda am Südrand der Sudabucht am weiteren Verlauf
des Weges nach Mittelkreta.
Ulf Jantzen

C> Kret. Forsch.
 
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