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DIE GRABUNG AUF DER CHARAKESHÖHE BEI MONASTIRAKI (I) 6l
wahrt hat. Jedoch ist es wichtig, daß das Tal von Asomatos dennoch zu allen Zeiten
den Weg von Süden nach Norden eröffnet hat1, daß die Route durch diesesTal stets
zu den Hauptlinien des kretischen Verkehrs gehörte. Sehen wir diese Straße nun
noch durch die mit Monastiraki gleichzeitigen Anlagen2 von Apodulu (u. S. 137ff.)
gesichert, wie es entsprechend bei der Nordsüdverbindung von Knossos zum Hafen
Komo an der Küste der Mesara der Fall ist3, so wird der Schluß zwingend: der Weg
von der Mesara nach Monastiraki ist der des Vorstoßes der minoischen Kultur nach
Westen gewesen. Was bisher für den Anfang der spätminoischen Entwicklung
angenommen wurde, ist durch die Aufdeckung der Bauten von Monastiraki
bereits für den Beginn der mittelminoischen Zeit erwiesen. Wohl mag der Vorstoß
von hier aus mit der Entfernung von der Mesara an Kraft verloren haben und in
zeitlichen Etappen erfolgt sein, jedenfalls kommen wir auf Grund der Grabungs-
ergebnisse nicht um die Annahme herum, daß die minoische Kultur bereits in ihrer
ersten, mittelminoischen Blütezeit den Westen Kretas nicht nur mit Faktoreien an
der Küste, sondern mit Siedlungen besetzt hat, die eine Durchdringung auch dieses,
durch seine Landschaftsnatur freilich weithin kulturfeindlichen Gebietes ermög-
lichten. So hat die Grabung in Monastiraki nicht nur selbst Neuland erschlossen,
sie weist darüber hinaus in ein noch ausgedehnteres, auf größere Aufgaben: die Auf-
deckung von minoischen Siedlungen in Westkreta und vielleicht in den großen
Küstenebenen von Rethymnon, Chania und Kisamu Kastelli auch von Palästen der
minoischen Kultur.
Ernst Kirsten
1 Marinatos, AA. 1935, 24S hatte bei Aufdeckung der Siedlung von Apodulu bemerkt, daß diese
»nur der Herrschaft des nur drei Wegstunden entfernten Phaistos unterstände« und auch das Tal
von Asomatos dazu gerechnet. Die Größe der Anlage von Monastiraki schließt diese Abhängigkeit
aus und erfordert die Bestimmung der eigenen Bedeutung dieses Gebietes. 2 Ebenso die Fest-
stellung der Siedlung von Aj. Joannis bei Dunbabin, BSA. 42, 1947, 188. 3 So auch Pendlebury
148, der auf dieser Route nur Apodulu, den Schatzfund von Paläokapsu bei Vistaji und die Höhle
von Patsos kennt.
 
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