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SIEDLUNGSGESCHICHTLICHE FORSCHUNGEN IN WEST-KRETA

II9
von Handelsbeziehungen zu Westgriechenland (Kalamata) und Italien, schließlich
durch das Hervortreten des Suda-Hafens unterstrichen wurde.
Damit war Forschungen in Westkreta die Aufgabe gestellt, Licht in die Ge-
schichte des unbekannten Gebietes (Taf. 105) zu bringen1. Sie ordneten sich gleich-
zeitig für den Berichterstatter ein in die seit langem von ihm geplante Arbeit an einer
historischen Landeskunde der ganzen Insel·.
Am wenigsten bekannt ist der Südteil Westkretas 3. Es erschien daher angebracht,
der Südküste besonderes Augenmerk zuzuwenden, ihre Häfen und die nach Norden
führenden Wege zu untersuchen, daneben aber auch die Übergänge von der Insel-
mitte nach Westen zu erforschen.
Demgegenüber konnte der Nordteil, eingehenderen Erkundungen vorbehalten,
zunächst vernachlässigt werden. Die Insel erschließt sich mit ihren großen Offen-
landschafteni und. Küstenebenen, mit nahezu allen brauchbaren Häfen, nach
Norden. Dorthin, zu den Gestaden Griechenlands und zu den ägäischen Inseln,
mußten daher allezeit politische und kulturelle Beziehungen gerichtet sein. Dorthin
war die minoische Kultur ins mykenische Siedlungsgebiet der ersten Griechen-
stämme ausgebreitet worden, von dort waren die griechischen Eroberer gekommen,
die beim Diktynnaion, in demselben Raum wie später die Türken (1645), die
1 Die ersten Bemühungen um die historische Landeskunde dieses Gebiets gehen auf E. Fabricius
zurück; (vgl. dessen Bericht »Eine Forschungsreise in Kreta vor sechzig Jahren«, NJb. 1941,
löiff.). Die erste ausführliche Schilderung antiker Reste, wenn auch in populärem Gewände und in
neugriechischer Sprache stammt von K. Deffner: 'Οδοιπορικοί έντυπώσεΐξ απο την Δυτικήν
Κρήτην, ο. J. (1928?). ’ Zu einer solchen liegen aus dem Ostteil die Ergebnisse einer Reise
von Schachermeyr, Panzer und Lehmann vor, über die Schachermeyr, AA. 1938, i68ff. berichtet hat.
Ihre siedlungsgeschichtliche Auswertung in dem hier gemeinten Sinne gab Lehmann, Geogr. Zeitschr. 45,
1939, 212—228. Zukunftsaufgabe bleibt die Ausdehnung auf weitere Gebiete, für die nun die Karten
1 : 50000 und (wenn auch noch nicht lückenlos) die deutsche Luftbildplanskizze 1 :2500ο, die Grund-
lage liefern, die sich jene Expedition zumeist erst schaffen mußte. Auch dann wird die siedlungs-
geschichtlich-landeskundliche Arbeit — das sei auch im Hinblick auf den hier vorgelegten Bericht des
Verf. betont — der Mithilfe eines Geographen nicht entraten können. 3 Als Reiseschilderung für
den Abschnitt zwischen Dimbaki und Sfakia, den ich zum Teil im Boot längs der Steilküste zurücklegte,
ist mir überhaupt nur bekannt: Rikli, Eine Frühlingsfahrt nach Kreta, Neujahrsblatt der Natur-
forsch. Gesellsch. Zürich 119, 1917, 34 ff. Weiter westlich setzen die Arbeiten von Pashley,
Travels in Crete (1837), Spratt, Travels and Researches in Crete (1865), Trevor-Battye, Camping
in Crete (1913) und Definer (1928?) ein. Die Unbekanntheit der Südküste betont Spratt II 272.
Vorläufig kann die Lage der einzelnen Punkte nur auf der alten 'Spezialkarte von Creta’ 1 : 300000
von Kiepert und derjenigen in FOA XVI (danach RE. n, 1867) aufgesucht werden. Die beigegebene
Karte, zuerst in Antike 14, 1938, Taf. 35 veröffentlicht, auf der Grundlage der damals vorhandenen
Karten, insbesondere der bei Gerola, Monumenti veneti nell’ isola di Creta I Taf. 2 entworfen, sucht
das morphologische Bild der Insel und die Lage der griechischen Städte herauszuheben und muß sich
auf die Eintragung der wichtigsten Orte beschränken. 4 Als Offenlandschaften werden hier nicht
die der Besiedlung günstigen Kulturlandscl aften verstanden, sondern die Gebiete, die sich zum Meer
hin öffnen, durch einen Gebirgsrahmen gegen das Binnenland abgeschlossen und durch zur Küste
vortretende Riegel voneinander getrennt werden: Ebenen von Kisamos, Chania, Suda, Apokorona,
Dramia, Rethymnon, Iraklion, Mallia, Pachyammos, Sitia. Sie stellen kleine Landschaftskammern
dar, die sich mit denen des griechischen Festlandes, vor allem den »Schwimmhäuten« zwischen den
Krallen der Peloponnes, vergleichen lassen.
 
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