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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 2.1959

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Nr. 4
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Hugenroth, Hermann: Das Düsseldorfer Ministerpräsidentenabkommen vom 17. Februar 1955 und seine Auswirkungen für den altsprachlichen Unterricht in Nordrhein-Westfalen
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Zeitschriftenschau des Landesinstituts für den altsprachlichen Unterricht
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https://doi.org/10.11588/diglit.32957#0059
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schriften. Wenn er nun die Veranlassung wurde, daß aus einer klaren Prädomi-
nanz der Englisch-Sexten eine ebenso deutliche der Latein-Sexten wurde, so
bedeutet das für jeden, der um den offenen und latenten Kampf mächtiger
Zeitkräfte gegen den Latein-Unterricht weiß - ein Kampf, der oft gegen
traditionserfüllte Werte und geheiligte Bindungen gerichtet ist - daß hier das
Zeichen deutlichen Protestes gegen einen Bildungspragmatismus sichtbar wurde,
der manchmal schon den Boden des Grundgesetzes und den Rahmen rechts-
gültiger Bestimmungen zu verlassen drohte. Kein einsichtiger Mensch wird den
modernen Fremdsprachen ihren großen Wert für die Jugendbildung absprechen
oder ihnen einen angemessenen Platz vorenthalten wollen. Aber bei der Ent-
scheidung über die Sprachenfolge darf die historische Genesis nicht ignoriert und
andererseits das Elternrecht und die freie Wahl eines bestimmten Bildungsweges
nicht unterbunden werden. In NRW entscheiden sich nun einmal die Eltern in
so großer Zahl für grundständiges Latein, und sie üben damit ein Elternrecht
und eine freie Wahl aus, wie sie für die Wahl der 2. Fremdsprache ausdrücklich
im Deutsch-französischen Kulturabkommen und demzufolge im Düsseldorfer
Abkommen und in der ‘Durchführungsvereinbarung 1 dazu verankert ist.

Im Namen der modernen Arbeitswelt und unter manchen anderen Devisen
wird man dem Lateinischen zugunsten der modernen Sprachen seinen Boden zu
schmälern versuchen. Jede Einbuße ist ein Schritt fort von unserer eigenen
Geschichte, von den Quellen unserer gemeinsamen europäischen Vergangenheit
und Gegenwart und von dem nährenden Mutterboden, aus dem uns gerade
für die Zukunft die wichtigsten Kräfte zuwachsen sollen.

Hugenroth, Münster/W.

Zeitschriftenschau des Landesinstituts für den
altsprachlichen Unterricht

von OStD Otto Leggewie/Köln
- Für das Jahr 1959 -

Rheinisdhes Museum (1959) 102, Heft 1:

H. Erbse, Zu Herodot, S. 47jf.

Die Arbeit bringt Neues für den Lehrer, der Herodot behandelt. Der Verf. näm-
lich kommt nach Prüfung der Überlieferung zu einer neuen Lesart für II 22, 1 und
übersetzt den entscheidenden, vielfach umstrittenen Satz so: „Wie könnte der Nil vom
Schnee herkommen, da er doch aus den heißesten Gegenden in kältere fließt? Von die-
sen sind die meisten, wenigstens für einen in diesen Fragen urteilsfähigen Beobachter,
derartig, daß sie sogar die bloße Wahrscheinlichkeit jener These ausschließen.“

H. Drexler, Potentia, S. 50ff.

Dem Verfasser kommt es darauf an, „das Doppelgesicht des Kraftbegriffs klar-
zustellen: Kraft ist einerseits (1) eine schon im Ruhestande erlebnismäßig gegenwärtige,
dann in der actio sichtbar und meßbar werdende Potenz von bestimmter Größe, sie
ist andererseits (2) ihrem Wesen nach zur actio bestimmt.“ Bei der Entwicklung des
Unterschiedes zwischen Macht und Kraft führt der Verf. im zweiten Teil der Arbeit
zu der wichtigen „Frage nach der von ihrer Anwendung abhängigen Beurteilung der

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