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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 3.1960

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Nr. 2/3
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Bornemann, Eduard: Bericht über den Latein-Kongreß in Lyon
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Neumann, Manfred: Tagung der Franco-Ancienne 1960
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https://doi.org/10.11588/diglit.33058#0025
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den Sprachkenntnisse in große Schwierigkeiten: Zu den Veröffentlichungen in
Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch und Italienisch kommen in zunehmen-
dem Maße solche in Russisch und anderen slavischen Sprachen; auch die Araber
und Inder werden bald vernehmlich sein, weitere Nationen werden folgen.
Leuchtet da nidit der Gedanke ein, man solle allen bedeutenden wissenschaft-
lichen Werken der Welt (ebenso den einzelsprachlichen Würdigungen in kriti-
schen Zeitschriften) ein Resume, eine Zusammenfassung in Lateinisch beifügen?
Damit würde zunächst ein wissenschaftlicher Austausch eingeleitet, der den
nationalsprachlichen Ambitionen nicht zu nahe tritt. Von hier aus könnte ver-
sucht werden, das Lateinische als allgemeine Vermittlerin auch auf den großen
Weltkongressen bei der Erörterung der politischen, sozialen und wirtschafhlichen
Probleme zu Worte kommen zu lassen. Dazu braucht man aber nicht die kom-
pliziertere Sprache etwa eines Cicero (die nach wie vor zur Verstandesschulung
und als Zugang zu ihren klassischen Inhalten unserer Höheren Schulbildung
erhalten bleiben muß), sondern es genügte ein Latein mit einer einfacheren
Syntax (mehr koordinierter Satzfügung), wie es schon zur Zeit der klassischen
Schrifhsteller nicht nur vom einfachen Volk, sondern auch von den Gebildeten
im täglichen Leben gesprochen wurde und später über das Mittelalter hinaus
fortgebildet worden ist. Dieses „lebendige“ Latein gilt es wiederzuerwecken und
durch moderne Wortbildungen zu erweitern. Daß hier kein utopisches Ziel vor-
liegt, zeigt in den modernen Sprachen wie Englisch, Französisch und Deutsch
das Nebeneinander einer gesprochenen Umgangssprache und einer gehobenen
Literatursprache. Wie ein solches allgemeines Latein — das immer ein echtes
Latein bleiben muß - auszusprechen ist, gehört zu den umstrittenen Fragen des
Kongresses, ist aber nebensächlich gegenüber dem großen Gedanken, der gegen-
wärtig so zersplitterten Menschheit auf sprachlichem Gebiet den Weg der Einig-
keit zu weisen.

Tagung der Franco-Ancienne 1960

von Stud. Ass. Dr. Manfred Neumann, Kaiserslautern

Vom 3. - 5. Juli 1960 veranstaltete die französische Schwestergesellschaffc des
DAV (Societe des Professeurs de Francais et de Langues Anciennes) ihre Jahres-
tagung 1m malerisch gelegenen Kloster Royaumont, etwa 40 km nördlich von
Paris. Zu diesem Kongreß waren wie zu jeder dieser Tagungen 3 deutsche Ver-
treter eingeladen. Es waren diesmal Gymnasialprofessor E. Sieß, Karlsruhe,
Studienrat W. Schmitz, Saarbrücken und der Unterzeichnete.

Die Aufnahme in Royaumont, wo wir am Abend des Sonntag eintrafen, war
überaus herzlich. Der Präsident der Franco-Ancienne, Prof. Fernand Robert,
Gräzist an der Sorbonne, wies in seiner Begrüßungsansprache auf die guten Be-
ziehungen hin, die den DAV und die Franco-Ancienne verbinden. Studienrat
Schmitz, der hervorragend Französisch sprach, dankte den französischen Kol-
legen für die Einladung und überbrachte die Grüße des DAV.

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