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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 3.1960

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Nr. 2/3
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Bericht der Grammatikkommission : (Protokollabschrift)
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https://doi.org/10.11588/diglit.33058#0028
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Bericht der Grammatikkommission

(Protokollabschrift)

Als Punkt 2 berichtet auf der Tagung in Bad Nauheim am 7.18. Mai Herr
Bornemann im Namen der Grammatikkommission über die Ende April durch-
geführte Sitzung, deren von Herrn Pfister verfaßtes Protokoll vorgelesen wird.
Es lautet:

1. Im Hinblick auf die terminologischen Verschiedenheiten in den einzelnen
Lehrbüchern, Grammatiken und Kommentaren sowie auf die Schwierigkeiten,
die sich insbesondere beim Schulwechsel zeigen, erscheint es wünschenswert, die
grammatische Terminologie nach Möglichkeit zu vereinheitlichen.

2. Eine Überprüfung der grammatischen Terminologie auf Brauchbarkeit
und Haltbarkeit muß zwar stets die Bedürfnisse der Schulpraxis im Auge haben,
kann aber nicht ohne Überprüfung der wissenschaftlichen Grundlagen der Gram-
matik erfolgen.

3. Die Tatsache, daß an den Hochschulen der Bundesrepublik den Studieren-
den der Alten Sprachen kaum Gelegenheit geboten wird, sich über die reine
Praxis der Stilübungen hinaus in die wissenschaftlichen Grundlagen und Grund-
fragen der Syntax einführen zu lassen, erscheint bedenklich, ebenso die Tat-
sache, daß kaum mehr Dissertationen aus dem Gebiet der altsprachlichen Syntax
angefertigt werden.

Es erscheint wünschenswert, daß der DAV für die Lösung der Fragen der
Gestaltung der Schulgrammatik die Unterstützung von Sprachwissenschaftlern
der Hochschule gewinnt.

4. Der Ausschuß sieht in der Beschäftigung mit der Sprache an sich ein wert-
volles und notwendiges Bildungsmittel. Die Tatsache, daß das wesentliche Ziel
des altsprachlichen Unterrichts die Lektüre ist, muß zwar in den Formulierungen
der Grammatik und durch Weglassung überflüssigen Regelwerkes Rechnung ge-
tragen werden, doch darf diese Zielsetzung nicht dazu führen, daß sich die
Grammatik auf das für das Sinnverständnis altsprachlicher Sätze Notwendigste
beschränkt. Die Grammatik soll vielmehr alle wesentlichen Grundstrukturen
der Alten Sprachen bewußt machen, mögen sie nun mit dem Deutschen über-
einstimmen oder von ihnen abweichen.

5. Eine Überprüfung der neuen deutschen Duden-Grammatik, die durch
völlige Neugestaltung den Anschauungen moderner Forscher, insbesondere
Weisgerbers und Glinz', nach Möglichkeit gerecht zu werden versucht, ergab
beachtenswerte Anregungen. Es zeigte sich aber auch, daß der weitaus größte
Teil des terminologischen Bestandes der herkömmlichen Grammatik erhalten
werden kann. Es zeigte sich weiter, daß die Unterschiede in der Sprachstruktur
zwischen dem Deutschen und den Alten Sprachen, die gewisse Differenzen in
den Schulgrammatiken der verschiedenen Sprachen bedingen, nicht allzu groß
sind und gegenüber den Gemeinsamkeiten weit zurücktreten.

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