gründung gefunden hat; es handelt sich um die gewaltlose Entfernung eines Mädchens,
das gegen den Willen seiner Sippe mit einem Fremden verkehrte und ein Kind emp-
fing: Man sah den Fremden als Gott an und überantwortete ihm Mutter und Kind
durch Felsensturz, durch Steinigung oder durch Lebendigvergraben. Das sind Vor-
stellungen einer voritalischen, mittelmeerischen Schicht, deren kultische Ausführung sich
in Ilion bis fast in die Zeit des Plutarch und in Rom beim Institut der Vestalentötung
durch Sturz von der rupes Tarpeia oder durch Vergraben auf dem campus sceleratus
bis in historische Zeit erhielt. Auch Ilia, die Mutter der Zwillinge, ist Vestalin und
stürzt sich in den Fluß.
Rez. hat einige Fragen herausgegriffen und erörtert; er wollte damit die hohe Be-
deutung des Buches erweisen. Er ist dankbar, daß die Rolle der Etrusker in den ge-
bührenden Grenzen bleibt (auch die vorsichtige Distanzierung von Dumezils Theorien
ist erfreulich) und daß der reiche Literaturnachweis ein Eigenstudium der angeschnitte-
nen Probleme begünstigt. Auch daß das Oktoberroß nicht erstickt zu werden brauchte,
tut wohl. Die hohe Anerkennung für den Verf. sichert den Dank an den Verlag.
Gerhard Radke
Karl Lanig (Hrsg.): Idee und Wirklichkeit der Kollegstufe. München: Bayer. Schul-
buch-Verlag 1972 (ISP-Kollegstufenarbeit). 116 S.
Nach der Beschreibung der historischen Entwicklung der gymnasialen Oberstufen-
reform durch E. Höhne gibt K. Lanig einen ersten Erfahrungsbericht im zweiten Er-
probungsjahr der Kollegstufe in Bayern, wobei „die Frage nach der tatsächlichen Er-
reichbarkeit der im Kollegstufenmodell gesteckten Ziele“ im Vordergrund steht. Im
dritten Aufsatz beschäftigt sich K. Westphalen mit den curricularen Konsequenzen,
die sich aus der Umgestaltung der gymnasialen Oberstufe ergeben. Die Leitziele der
Kollegstufe werden dabei nicht als politisch gesetzt, sondern als pädagogisch wün-
schenswert verstanden. Das Modell „Curricularer Lehrplan“ im Sinne eines ,offenen'
Curriculums wird vorgestellt.
Der von Karl Bayer und Klaus Westphalen herausgegebene Band Kollegstufen-
arbeit in den Alten Sprachen (München: Bayer. Schulbuch-Verlag 1971, ISP-Kolleg-
stufenarbeit) ist vergriffen. Ein zweiter Band dazu befindet sich in Vorbereitung.
Handreichungen mit Curricularen Lehrplänen für den Griechischunterricht in der Kol-
legstufe, 3. Folge. Hg. vom Staatsinstitut für Schulpädagogik München. Donauwörth:
Auer 1974. 232 S.
In einem allgemeinen Teil wird zunächst eine Einführung in den Curricularen Lehr-
plan gegeben, sodann Zielsetzung und Ausprägung des Griechischunterrichts auf der
Kollegstufe dargelegt. Der spezielle Teil umfaßt die Curricularen Lehrpläne der Lei-
stungs- und Grundkurse, woran sich jeweils dazugehörige Projektlisten, Erläuterun-
gen, unterrichtspraktische Vorschläge und Literaturhinweise anschließen. Es folgt eine
Reihe allgemeiner methodischer Hinweise: zur Aufgliederung der Grobziele in Fein-
ziele (zwei Entwürfe von Unterrichtsmodellen), zur Stellung von Hausaufgaben, eine
Zusammenstellung von geeigneten audiovisuellen Hilfsmitteln und Vorschläge zur
Lernzielkontrolle und Leistungsmessung (mit Beispiel einer Kollegstufenklausur). Im
Anhang finden sich die Erfahrungsberichte zweier Versuchsschulen sowie eine Text-
sammlung (Bereiche Medizin und Mathematik) zu einem der abgedruckten Curricu-
laren Lehrpläne.
Das Bändchen enthält eine Fülle wohlüberlegter Hinweise für die Praxis des Grie-
chischunterrichts mit dem Ziel, „aus dem Fach innerhalb des ihm in der Kollegstufe
gesteckten Rahmens das wirklich Beste zu machen“.
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das gegen den Willen seiner Sippe mit einem Fremden verkehrte und ein Kind emp-
fing: Man sah den Fremden als Gott an und überantwortete ihm Mutter und Kind
durch Felsensturz, durch Steinigung oder durch Lebendigvergraben. Das sind Vor-
stellungen einer voritalischen, mittelmeerischen Schicht, deren kultische Ausführung sich
in Ilion bis fast in die Zeit des Plutarch und in Rom beim Institut der Vestalentötung
durch Sturz von der rupes Tarpeia oder durch Vergraben auf dem campus sceleratus
bis in historische Zeit erhielt. Auch Ilia, die Mutter der Zwillinge, ist Vestalin und
stürzt sich in den Fluß.
Rez. hat einige Fragen herausgegriffen und erörtert; er wollte damit die hohe Be-
deutung des Buches erweisen. Er ist dankbar, daß die Rolle der Etrusker in den ge-
bührenden Grenzen bleibt (auch die vorsichtige Distanzierung von Dumezils Theorien
ist erfreulich) und daß der reiche Literaturnachweis ein Eigenstudium der angeschnitte-
nen Probleme begünstigt. Auch daß das Oktoberroß nicht erstickt zu werden brauchte,
tut wohl. Die hohe Anerkennung für den Verf. sichert den Dank an den Verlag.
Gerhard Radke
Karl Lanig (Hrsg.): Idee und Wirklichkeit der Kollegstufe. München: Bayer. Schul-
buch-Verlag 1972 (ISP-Kollegstufenarbeit). 116 S.
Nach der Beschreibung der historischen Entwicklung der gymnasialen Oberstufen-
reform durch E. Höhne gibt K. Lanig einen ersten Erfahrungsbericht im zweiten Er-
probungsjahr der Kollegstufe in Bayern, wobei „die Frage nach der tatsächlichen Er-
reichbarkeit der im Kollegstufenmodell gesteckten Ziele“ im Vordergrund steht. Im
dritten Aufsatz beschäftigt sich K. Westphalen mit den curricularen Konsequenzen,
die sich aus der Umgestaltung der gymnasialen Oberstufe ergeben. Die Leitziele der
Kollegstufe werden dabei nicht als politisch gesetzt, sondern als pädagogisch wün-
schenswert verstanden. Das Modell „Curricularer Lehrplan“ im Sinne eines ,offenen'
Curriculums wird vorgestellt.
Der von Karl Bayer und Klaus Westphalen herausgegebene Band Kollegstufen-
arbeit in den Alten Sprachen (München: Bayer. Schulbuch-Verlag 1971, ISP-Kolleg-
stufenarbeit) ist vergriffen. Ein zweiter Band dazu befindet sich in Vorbereitung.
Handreichungen mit Curricularen Lehrplänen für den Griechischunterricht in der Kol-
legstufe, 3. Folge. Hg. vom Staatsinstitut für Schulpädagogik München. Donauwörth:
Auer 1974. 232 S.
In einem allgemeinen Teil wird zunächst eine Einführung in den Curricularen Lehr-
plan gegeben, sodann Zielsetzung und Ausprägung des Griechischunterrichts auf der
Kollegstufe dargelegt. Der spezielle Teil umfaßt die Curricularen Lehrpläne der Lei-
stungs- und Grundkurse, woran sich jeweils dazugehörige Projektlisten, Erläuterun-
gen, unterrichtspraktische Vorschläge und Literaturhinweise anschließen. Es folgt eine
Reihe allgemeiner methodischer Hinweise: zur Aufgliederung der Grobziele in Fein-
ziele (zwei Entwürfe von Unterrichtsmodellen), zur Stellung von Hausaufgaben, eine
Zusammenstellung von geeigneten audiovisuellen Hilfsmitteln und Vorschläge zur
Lernzielkontrolle und Leistungsmessung (mit Beispiel einer Kollegstufenklausur). Im
Anhang finden sich die Erfahrungsberichte zweier Versuchsschulen sowie eine Text-
sammlung (Bereiche Medizin und Mathematik) zu einem der abgedruckten Curricu-
laren Lehrpläne.
Das Bändchen enthält eine Fülle wohlüberlegter Hinweise für die Praxis des Grie-
chischunterrichts mit dem Ziel, „aus dem Fach innerhalb des ihm in der Kollegstufe
gesteckten Rahmens das wirklich Beste zu machen“.
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