Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 21.1978

DOI Heft:
Nr.1
DOI Artikel:
Meyer, Thomas: Überlegungen zur Konstruktion eines Lehrgangs für Latein als 2. Fremdsprache
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33075#0010

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
5. Häufig deutet das Latein das logische Verhältnis zwischen sprachlichen Ein-
heiten nur durch den Kontext an, ohne ausdrücklich zu differenzieren. — Der
Übersetzende sieht sich daher veranlaßt, unter exaktem Bedenken der Situa-
tion wie des sachlich/psychologisch Möglichen zu einem Problemlose-Vor-
gang anzusetzen, der vom Beobachten bzw. von der Aporie über Hypothesen
bis zur Bestätigung eines Lösungsversuchs führt.
6. Mit Texterschließung und Interpretation sind ständig differenzierte Aufgaben
der Problemlösung verbunden. Damit leistet das Latein einen wesentlichen
Beitrag zur Wissenschaftspropädeutik.
g) Wie angedeutet, wirken diese didaktischen,Tugenden1 des Lateins nicht auto-
matisch, sondern nur, wenn sie methodisch fruchtbar gemacht werden. Wich-
tigstes Ziel ist der Transfer, also der Erwerb einer Fähigkeit, die nicht nur beim
fortschreitenden Erfassen des Lateins (Binnentransfer), sondern weit darüber
hinaus (Außentransfer — Paralleltransfer) wirksam ist. Die wichtigste Methode
ist der Vergleich, der zu einer Profilierung und Strukturierung der Gegenstände
führt und als die allgemeinste Methode geistigen Erfassens überhaupt anzusehen
ist (vgl. D. Lohmann, Dialektisches Lernen — Die Rolle des Vergleichs im Lern-
prozeß, Stuttgart 1973).
h) Die Konfrontation des Lateinischen mit dem Deutschen und den modernen
Fremdsprachen fuhrt zu
— angemessenerer Erfassung der Einzelsprachen,
— Einsicht in die Gemeinsamkeit oder Verschiedenheit dieser Sprachen,
— vertieftem Verständnis für Sprache überhaupt,
— besserer Disposition zum Erlernen von Sprachen.
i) Bei der Lektüre sollen Fragen im Vordergrund stehen, die auch heute noch
für die gesellschaftliche und individuelle Existenz des Menschen relevant sind.
Der Vergleich moderner Verhältnisse und Vorstellungen mit römisch-antiken soll
zur Einsicht in die Bedingtheit beider, andererseits aber dazu führen, daß die
eigenen Auffassungen des Schülers bestätigt oder revidiert werden.
4. Durchführung des Lehrgangs
4.1. Die einzelnen Phasen
Phase I: Klasse 7-9, 1. Hälfte: Sprachlicher Elementarkurs
Phase Ha: Klasse 9, 2. Hälfte: Übergangslektüre mit Fortsetzung der Sprach-
erlernung
Phase Ilb: Klasse 10 (ggf. Fortsetzung in Klasse 11, je nach den Bedingungen
des Bundeslandes): Autoren- oder Werklektüre mit Fortsetzung der Sprach-
erlernung
4.1.1. Charakterisierung der einzelnen Phasen
a) Phase I:
1. Die Erschließung sprachlicher Phänomene geht grundsätzlich von Texten aus.

4
 
Annotationen