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Menger, Carl
Untersuchungen über die Methode der Socialwissenschaften, und der Politischen Oekonomie insbesondere — Leipzig: Verlag von Duncker & Humblot, 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.69470#0286

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Anhang III.

Erforschung und Reception wissenschaftlicher Erkenntnisse, sondern
bildet geradezu einen Leitstern für jene grosse, ja erfahrungsgemäss
stets überwiegende Menge von Bearbeitern der Wissenschaften,
deren Blick in Wahrheit weniger auf die Dinge, als auf die Worte
gerichtet ist.
Das uns an dieser Stelle zunächst beschäftigende termino-
logische Problem bietet überdies ganz besondere Schwierigkeiten dar,
welche die mannigfachsten, bis auf unsere Gegenwart fortgesetzten
Versuche erklären, die auf die Bezeichnung der Politischen Oeko-
nomie und ihrer Theile bezügliche Terminologie im Gegensätze zu
der herrschend gewordenen umzugestalten 13 7), Schwierigkeiten, deren
letzter Grund wohl hauptsächlich in dem Umstande zu suchen ist, dass
die Politische Oekonomie nach ihrer gegenwärtigen Auffassung
Wissenschaften von sehr verschiedener formaler Natur umfasst und
das Problem einer durchaus adäquaten Bezeichnung derselben dem-
nach naturgemäss nicht leicht zu überwindende formale Schwierig-
keiten darbietet.
Hier scheint uns vor Allem eine Frage der Beachtung werth,
weil sie das Wesen der Politischen Oekonomie und ihrer Theile
selbst berührt, die Frage, ob die Politische Oekonomie zu den
Staats- oder zu den Gesellschafts -Wissenschaften zu rech-
nen sei, und wir möchten dieselbe hier nicht ganz umgehen, weil
sie für die in Rede stehenden terminologischen Versuche bekannter-
massen geradezu grundlegend geworden ist.
Wird, wie es ja in der Absicht der Mehrzahl jener liegt,
welche die Politische Oekonomie als eine Gesellschaftswissenschaft
bezeichnen, der Begriff der Gesellschaft im Gegensätze zu jenem
des Staates aufgefasst und die obige Wissenschaft nichts desto-
weniger als Social-Oekonomie (economie sociale etc.) bezeich-
net, so wird dabei übersehen, dass die Volkswirthschaftspolitik und
die Finanzwissenschaft Staatswissenschaften im eigentlichsten Ver-
stände sind und die obige Bezeichnung demnach, unter der obigen
Voraussetzung, jedenfalls als unangemessen für Darstellungen unserer
Wissenschaft erscheint, welche auch die eben genannten Theile
dieser letztem umfassen, während umgekehrt der von altern deut-
schen Autoren (noch von Lotz, Fr. B. W. Hermann und
selbst von Roscher in seinen ersten Schriften!) für die Politische

137) Eine Uebersicht der obigen Versuche bei J. Kautz: Theorie
und Geschichte der Nationalökonomie I, S. 285 ff.; vgl. auch ebd. S. 288 ff.
 
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