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gezogenen Dach versehen, das erst im Jahr 1869 seine etwas gefälliger? jetzige Gestalt
erhielt. Vielleicht hatte die weite, ungeteilte Halle zugleich den Vorhof zu ersetzen.
Bei der letzten Restauration (1879—82) ist der Kirche das Unheil einer „stilvollen" Be-
malung widerfahren. Echte, alte Wandmalerei hat uns die mittlere der in die Haupt-
apsis eingebauten drei Nischen aufbewahrt. Was einst an den hochgehenden Wänden vor-
handen oder geplant war, wissen wir nicht. Eine gewisse Vorstellung kann uns die glücklich
erhaltene großzügige Wandmalerei in den Ostteilen der wenig jüngeren Klosterkirche in
Prüfening bei Regensburg *), auch eines Werks der Hirsauer Schule, geben. Sie mag uns
auch lehren, wie viel uns heute fehlt zu einem Vollbild eines hirsauischen Großmünsters.

Das Klosterviereck ist noch vollständig erhalten. Die Klausur liegt, wie gewöhnlich,
auf der Südseite der Kirche, das kluniazensisch-hirsauische Schema scheint trotz teilweise
starker späterer Veränderung der einzelnen Räume noch deutlich durch.
Der Kapitelsaal hat den regelrechten Platz unmittelbar neben der Kirche, seine West-
wand am Kreuzgang zeigt noch die ursprüngliche romanische Gliederung aus der Zeit bald
nach 1100: ein Rundbogenportal zwischen zwei Doppelfenstern mit etwas gesuchter An-
ordnung der Wandsäulchen (Abb. 20). An den Kapitelsaal schloß sich gegen Osten die
(abgebrochene) Marienkapelle. Das daneben stehende evangelische Pfarrhaus mit roma-
nischen und schönen gotischen Bestandteilen wird einst das Krankenhaus des Klosters
gewesen sein. Das große Dormitorium im Oberstock des Ostbaus ist schon aufgelöst in spät-
gotische Einzelzellen, arm-
selige Kämmerchen zum Teil
von hohem Stimmungsgehalt.
Im Südflügel hat sich in dem
tonnengewölbten „Brannt-
weinstüble" die interessante
Heizkammer des alten Kale-
faktoriums erhalten. Die
jetzige katholische Kirche war
wohldas Refektoriums sein
die Nordostecke füllendes, auf
einer spätgotischen Einzelsäule
ruhendes Gewölbefeld erinnert
einigermaßen an den Brunnen-
baldachin in dem entsprechen-
den Saal des Klosters Blau-
beuren. Auch der Westbau
geht noch in die Frühzeit zurück.
Das nördliche Ende seines oberen Stockwerks neben dem Paradies der Kirche enthält eine
romanische Fensternische mit einem Rundbogenfcies und einer Steinsäule. Der spätgotische
0 Vgl. was Dehio, Gesch. d. deutschen Kunst I. S. 147, darüber sagt.
-) Es liegt nicht mehr ganz auf der alten Stelle; im Südbau ist besonders viel umgebaut worden.
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Abb. 21. Alpirsbach. Romanischer Speicher vor dem Abbruch
 
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