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Zweites Capitel. Der Uebergangsstil. I. Das Ospedale Maggiore.

und toscanischer Frührenaissance zu weben pflegt. Und dessen Musterung ist auch in
ihren Details die Fortbildung jener Stilweise, welche die Dom-Sacristeien und speciell die
Bogeneinfassung des südlichen Sacristcibrunnens spiegeln1): in ähnlichem Sinne, wie dies
von der Dccoration der Fenster und des Gurtgesimses am Ospedale gilt. Die unruhigen,
vielthciligen Kricchblätter jenes Brunnens mit ihren geflammten Conturen, sind am Vimcr-
cati-Portal zu langen, schmalen, akanthusartigen Blättern geworden, und an die Stelle

Abb. 57. Portal der Casa Vimercati in Mailand.


jener nackten, geflügelten Engel mit ihren dünnen, eckigen, mehr gezeichneten als modellirten
Extremitäten, welche im Dom die Buchstaben des Wortes „Pax“ tragen (Abb. 40), treten
an diesem Portal ungcflügeltc nackte Puttenkinder, die ihre kräftigen, allerdings auch noch
recht derb wiedergegebenen Glieder schon ganz geschickt an das Blattwerk schmiegen.
Zwischen den Domsacristeien und diesem Palastportal öffnet sich also trotz der gemeinsamen
Beziehung zur Gothik für einzelne Gesichtspunkte doch bereits die breite Kluft, welche

1) Fast völlig gleich sind am Portal und der Brunnenumrahmung die Knaufendigungen der
Bogenfriese mit ihren von Kelchblättern eingefafsten kleinen Pinienzapfen.
 
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