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Michelozzos Decorationsstil.

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der Florentiner Domportale zu Michelozzo stehen. Denn dafs thatsächlich kein anderer
als dieser für diesen Ausbau des Mediceer-Palastes in Mailand die Entwürfe machte, kann
nach der obigen Formenanalyse wohl kaum noch zweifelhaft sein. In der Gesamtheit, wie
in mannigfachen Details fügt sich die oben geschilderte Decorationsweise dem Bild ein,
welches seine Florentiner Arbeiten von seiner Kunst gewähren. Erst in neuerer Zeit
ist dasselbe in gebührender, freilich noch immer nicht erschöpfender Weise erweitert und
durchgeführt worden.1) Immer bedeutsamer tritt er dabei neben das Triumvirat Ghiberti,
Brunclleschi und Donatello. In der Raumgestaltung der erste, unmittelbarste Schüler
und Genosse Brunellcschis, in der figürlichen und ornamentalen Plastik der Schüler und
Genosse Ghibertis und Donatellos, scheint er so recht eigentlich berufen, die grofsen Er-


Abb. 63. Detail von der Thür Michelozzos bei S. Croce in Florenz.



rungenschaftcn der toscanischcn Frührenaissance zu verbreiten, und seine Beziehungen zum
Norden, zum Venezianischen, die sich bis nach Dalmatien ausdehnen, boten zu dieser
Mission Gelegenheit genug. Auf dem Gebiet der Decoration ist er zu einem selbständigen
Meister geworden und bedient sich der neuen, antikisirenden Ausdrucksweise mit solcher
Reife und Fülle, dafs man ihn gelegentlich sogar „einen Schöpfer der Frührenaissance-
Decoration“ zu nennen versucht ist.2) Rühmt doch schon Vasari seine decorativen Arbeiten
1) Auf die bisherige Unterschätzung Michelozzos wies sehr richtig Frey in dem Commentar
zu seiner Ausgabe des Codice Magliabechiano XII, 17. Berlin. 1892. S. 300 hin. Siche auch Schmar-
sow, Archiv. Stör, dell’ Arte. VI. 1893. S. 203 ff. und S. 241 ff. Vcrgl. ferner die Monographie v. Steg-
mann, revidirt v. Geymüller, in der von der Gesellschaft San Giorgio in Florenz begonnenen Ver-
öffentlichung: „Die Architektur der Renaissance in Toscana“, herausgegeben von C. v. Stegmann und
H. v. Geymüller, München. (Bruckmann.) Gegen die dortigen Ausführungen wendet sich theilweise
H. v. Geymüller’s „Schlufsbetrachtung“ zum Text v. Stegmanns, a. a. O. S. 29 und sein selbständiger
Aufsatz im Jhrb. d. Preufs. Kunstsamml. XV. 1894. S. 247 ff.: „Die architektonische Entwicklung Miche-
lozzos und sein Zusammenwirken mit Donatellos“, wo die Bedeutung Michelozzos für die Frührenaissance-
Decoration vielleicht wieder zu sehr eingeschränkt wird.
2) Vergl. den Text v. Stegmanns, a. a. O. S. 2.
 
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