Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bihrer, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Begegnungen zwischen dem ostfränkisch-deutschen Reich und England (850 - 1100): Kontakte, Konstellationen, Funktionalisierungen, Wirkungen — Mittelalter-Forschungen, Band 39: Ostfildern, 2012

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.34755#0014

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
A) 2) Forschungsstand

13

hunderts, als sich das ostfränkisch-deutsche Reich verstärkt nach Süden und Osten hin
orientierte. Im Jahr 1024 lösten die Salier die Ottonen als herrschende Dynastie ab. Eine
weitere beachtenswerte Konstellation war von 1016 bis 1042 die Integration Englands in
das Herrschaftsgebiet der Dänen, den nördlichen Nachbarn des ostfränkisch-deutschen
Reichs. Zudem veränderten die monastischen Reformen des 10. Jahrhunderts die geist-
liche Landschaft beider Regionen grundlegend. Auch die Zunahme der Handelsaktivi-
täten im frühen 11. Jahrhundert beschleunigte die Wandlungsprozesse.
Die normannische Eroberung Englands 1066 beendete die seit der Mitte des 9. Jahr-
hunderts herrschende Suprematie von Wessex, und die neue Dynastie mit ihrem auf
Nordfrankreich erweiterten Herrschaftsgebiet prägte ein prinzipiell anderes Verhältnis
zum Kontinent. Im ostfränkisch-deutschen Reich bedeutete der Investiturstreit, an des-
sen Ende eine grundsätzliche Neudefinition der Beziehungen des Königs zu den Fürs-
ten und der Kirche stand, einen markanten Einschnitt. Mit dem 12. Jahrhundert verän-
derten sich die Verbindungen innerhalb Westeuropas grundlegend, auch infolge einer
verstärkten Mobilität und eines größeren Austauschs, aufgrund neuer Treffpunkte wie
den Messen oder den Kathedralkirchen und Universitäten als neuen Bildungszentren
sowie der gemeinsamen Unternehmung der Kreuzzüge.

A) 2) Forschungs stand

Die Beziehungen zwischen England und dem Frankenreich in der Karolingerzeit sind
bestens erforscht, zahlreiche Arbeiten widmen sich der angelsächsischen Mission und
ihren Hintergründen oder dem insularen Anteil an der karolingischen Renaissance.^
Meist ging man von einem deutlichen Kulturgefälle zwischen England bzw. Northum-
bria und dem Frankenreich aus, erst in einer neueren Studie wurde versucht, die frän-
kischen Einflüsse auf England herauszuarbeiten und damit die Einflussrichtung zu-
mindest für bestimmte Bereiche umzukehren/ Untersuchungen zu den
deutsch-englischen Beziehungen setzen in größerer Zahl erst wieder für das Hochmit-
telalter ein." Auch zu den Verbindungen im Spätmittelalter liegen zahlreiche Monogra-

4 Vgl. z. B. die alte Arbeit von Crawford, Anglo-Saxons, die bahnbrechende Studie von Levison,
England, oder McKitterick, England, Palmer, Anglo-Saxons, und Schieffer, Angelsachsen, die
germanistischen Arbeiten in Delbono, Anglosassoni, die archäologischen Studien von Wil-
son, England, Hodges, Achievement, Ahrens, Sachsen, und Capelle, Archäologie, die politik-
geschichtlichen Untersuchungen von Wallace-Hadrill, Charlemagne, und Nelson, Carolin-
gian Contacts, oder die bibliotheksgeschichtliche Studie von McKitterick, Verbindungen; eine
aktuelle Übersicht über den Forschungsstand bietet Palmer, Anglo-Saxons, S. 9-29.
5 Vgl. Story, Connections; dem Titel zufolge soll der Untersuchungszeitraum die Jahre 750-870
umfassen, aber abgesehen vom Schlusskapitel, das die Jahre bis 856 beschreibt, gilt die Studie
dem 8. Jahrhundert.
6 Vgl. die sozialgeschichtliche Arbeit von Huffman, Family, die sich vor allem den Verbindun-
gen Kölns nach England ab der Mitte des 12. Jahrhunderts widmet; vgl. auch das in zahlrei-
chen Passagen inhalts- und wortgleiche Buch Huffman, Politics, zum identischen Thema. Die
diplomatischen Beziehungen der Jahre 1066-1135 wurden untersucht von Berg, England, der
Jahre 1152-1190 von Georgi, Barbarossa, und der Jahre 1165-1235 von Ahlers, Welfen; zu wei-
 
Annotationen