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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 21.1922

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Nr. 21
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Arbeiten von Professor Ludwig Ruff, Nürnberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.55563#0525

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353


Professor Ludwig Ruff, Nürnberg
Erzbischöfliche Seminarien für Bamberg-
(Preisgekrönter Wettbewerbs-Entwurf)

ARBEITEN VON PROFESSOR LUDWIG RUFF, NÜRNBERG

LudwigRuff istden Lesern der Modernen Bauformen
_schon längst kein Unbekannter mehr, sind doch
schon des öfteren treffliche Arbeiten von ihm in
diesen Blättern erschienen. Die geradezu vorbild-
liche Siedlungsanlage Werderau bei Nürnberg hat
seinem Namen weit über Deutschlands Grenzen
hinaus einen guten Klang gesichert. Der Baukünst-
ler Ruff strebt rastlos nach Vollendung, und so aus-
gereift seine Arbeiten uns schon lange scheinen
mochten, so lassen die neueren doch eine stetige
Höherentwicklung erkennen. Was in diesem Heft
davon zusammengestellt wurde, ist zwar fast durch-
weg nicht in der allerletzten Zeit entstanden, ent-
spricht vielleicht auch nicht mehr ganz dem eigenen
Empfinden des Architekten, und doch ist es so
typisch für seine Art, daß wir die Arbeiten unsern
Lesern nicht vorenthalten möchten. NeuerenDatums
ist nur der Entwurf für die Innenausstattung der
Pfälzischen Bank, dessen Entstehen etwa drei
Jahre zurückliegt.
Die älteste der hier abgebildeten Arbeiten ist der
Wettbewerbs- und Ausführungsentwurf für den
Neubau der erzbischöflichen Seminarien in Bam-
berg. Ruff erhielt auf Grund dieses Entwurfs den
ersten Preis, und es wurde ihm auch die Ausfüh-
rung übertragen, die aber leider infolge der miß-
lichen Zeitverhältnisse nicht zustande kam. Viel-
leicht nicht zum Schaden des Baues, da der Künst-
ler inzwischen seine Auffassung in mancher Hin-
sicht geändert hat und den Entwurf in einer Weise
ausreifen lassen konnte, die der Bautradition Bam-
bergs besser angepaßt ist.

Das Verwaltungsgebäude der Maschinenfabrik
Augsburg, Werk Duisburg, stammt schon aus dem
Jahre 1916. Aus holländischen Klinkern und Etringer
Tuff sind die Fassaden dieses imposanten Baues
ausgeführt, das Dach ist mit holländischen Pfannen
eingedeckt. Formgebung und Durchführung dieses
Baues wurden von bedeutenden Fachleuten als
mustergültig bezeichnet. Besonders beachtenswert
ist, in welch glücklicherweise es dem süddeutschen
Künstler gelungen ist, sein Empfinden der boden-
ständigen Bauweise Norddeutschlands anzupassen.
Die beigefügten Abbildungen von einzelnen Häu-
sern der Gartenstadt Werderau sind im Entwurf
ebenfalls schon vor mehreren Jahren entstanden.
Die Hauptgebäude dieser Siedlung sind unsern
Lesern aus früheren Veröffentlichungen bekannt.
Ein typisches Beispiel kleiner Bankbauten bieten
die Gebäude für die Bayrische Diskonto- undWechsel-
bank A.G. in Pfaffenhofen und Straubing. Sie stehen
in angenehmem Gegensatz zu jenen Bankbauten ge-
schäftstüchtiger Architekten, wie sie leider überall
in den Provinzstädten entstehen, die brutal und
nüchtern mitihrer Allerwelts-Architekturals Fremd-
körper wirken und die Kleinstädte verunzieren.
Im übrigen sprechen die Arbeiten Ruffs für sich
selbst und bedürfen keiner Empfehlung. Jedes Haus
von ihm hat etwas organisch Gewordenes, dessen
Wert bestehen bleibt, auch wenn die Stilmoden
unserer raschlebigen Zeit sich ändern. Wir hoffen,
in nicht allzuferner Zeit wieder Proben seines
künstlerischen Schaffens und seiner neuesten Ent-
wicklung zeigen zu können.

MOD. BAUFORMEN 1922. XII, 1.
 
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