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Müller, Hinrich
Die Brückenbaukunde in ihrem ganzen Umfange: ein Handbuch für Ingenieure und Baumeister (Band 3): Die Erbauung der steinernen Brücken — Leipzig, 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.24551#0083
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Die Ausführung des Baues einer steinernen Brücke. 81

Untersuchung nöthig, indem selbst auch unter den oben angedeutetcn günstigen
Annahmen sich Auskolkungen bilden können. Besteht aber der Boden aus sehr
leicht beweglichem Triebsande, in welchen ohnehin die Pfähle nicht sehr tief
eindringen, so genügt eine solche Anwendung durchaus nicht; denn da die Ge-
stalt des Flußbettes sich bei jedem Hochwasser verändert und durch die Ver-
engung des Stromes durch die eingebauten Pfeiler, die Stromgeschwindigkeit
sich vergrößert, so ist um so eher anzunehmen, daß unterhalb der Brücke Aus-
kolkungen entstehen, wodurch die eingerammten Pfähle von dem sie umgebenden
Erdreich entblößt und somit ihres sichern Standpunktes beraubt werden. Die
hierdurch für das Bauwerk selbst entstehende Gefahr ist leicht einzusehen; es
muß daher Sorge getragen werden, solches für alle Fälle zu verhindern. Die-
ses erreicht man aber, wie schon erwähnt, nicht durch die angeführten Mittel,
sondern es ist hierzu erforderlich, daß man solche Anordnungen treffe, wodurch
überhaupt an der Brückenstelle eine nachtheilige Veränderung des Flußbettes
gar nicht stattfinden kann.

Dies erreicht man nun vollständig durch die Anordnung eines durchlau-
fenden Sturz- oder Fluthbettes. Ein solches Fluthbette besteht aus 2, 3, 4
bis 5 Reihen Spundwänden, welche oberhalb und unterhalb der Brücke quer
durch deu Fluß eingeschlagen werden und an beide Ufer sich anschließen.

Die wichtigste Anwendung eines solchen Fluthbettes machte Rogemortes
beim Bau der Brücke zu Moulins über den Allier, welches Verfahren im
ersten Bande, S. 153, schon näher beschrieben ist.

In den gewöhnlichen Fällen, wo die Anordnung eines Fluthbettes erfor-
derlich erachtet wird, rammt man oberhalb, so wie auch unterhalb der Brücke
zwei Reihen Spundpsähle ein, räumt alsdann den dadurch eingeschlossenen Raum
aus, indem man den Sand oder das sonst sich vorfindende Erdreich auf einige
Fuß Tiefe ausgräbt oder ausbaggert; füllt alsdann diesen Raum wieder mit
Steinschutt aus, welchen man möglichst feststampft, und breitet hierüber eine
starke Lage Beton ans. Kann man das Fluthbette pflastern, wozu aber nur
größere und gut zusammengefugte Steinplatten tauglich sind, so ist dieses sehr
zweckmäßig; allein es muß schon gewöhnlich unterbleiben, weil das Fluth-
bette mehrere Fuß unter Wasser sich befindet und zwar unter dem niedrigsten
Wasserspiegel sich befinden muß, damit die Schifffahrt ihren ungestörten Fort-
gang hat. Die Spundwand muß sich daher eben so tief unter dem niedrigsten
Wasserstande befinden und kann deshalb auch nicht verholmt werden, was
übrigens ohne allen Nachtheil ist, da ein Losreißen einzelner Spundbohlen nicht
wohl stattfinden kann. Zuweilen reicht es auch hin nur unterhalb der Brücke
eine Reihe Spundpsähle einzuschlagen; dies ist jedoch nur dann genügend,
wenn die Pfeiler ans Pfahlroste gegründet sind, oder wenn der Fluß keinen
Eisgang führt.

Werden unter- und oberhalb der Brücke mehrere Reihen Spundwände
eingeschlagen, so ist in solchen Fällen, wo der Boden aus Sand besteht, selbst
wenn dieser auch beweglich ist, nicht immer die Anwendung eines Pfahlrostes
erforderlich, wie genügend dargethan wird durch das bei der Brücke zu
Moulins angewendete Verfahren. Uebrigens muß man in solchen Fällen mit

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