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44 —

und einige musizierende oder mit Männern gelagerte Frauen,1)
nach Art der ägyptischen nackten Sängerinnen (oben S. 24).
Alle drei Beispiele sind von den Vorbildern herübergenommen,
aber bezeichnend für die phönikische Nachahmung ist es, daß
sich auch hier in keinem Fall eine Darstellung der männlichen
Schamteile findet.

Die wenigen aus Phönikien selbst stammenden Denk-
mäler, darunter Bronzefiguren, die bis in mykenische Zeit hin-
aufreichen, zeigen als Männertracht vorwiegend den Schurz,
und zwar zum Teil den ägyptischen.2) Ein den ganzen Körper
bis auf Hände und Füße einhüllendes Hemd, wie es uns der
Poenulus des Plautus v. 975 schildert, ist in archaischer Zeit
seltener,3) findet sich aber später als eigentliche Nationaltracht
häufig, so auf einer Anzahl Stelen, wie der aus Tyrus im Louvre4)
und derjenigen aus Um-el-Awamid in Kopenhagen5) u. a.;
ferner deutlich auf dem sidonischen Sarkophag des Satrapen6)
und an der Dachbalustrade des Klagefrauensarkophags.7) Die
Leidtragenden auf dem letzterwähnten Monument geben auch
das bisher einzig bekannte Beispiel dafür, daß die Entblößung
der Brust durch Aufreißen des Gewandes zum Zeichen der
Trauer wie bei den Israeliten (s. oben S. 41) auch bei den

1) A. Cesnola, Salaminia S. 53 Fig. 53; Ohnefalsch-Richter, Kypros,
Text S. 128.

'2) Perrot III S. 405, 413, 428, 430; Perrot VI S. 757, 758; vgl. dazu
Furtwängler, Sitzungsber. der bayr. Akademie 1899 S. 565.

3) Perrot III S. 406, 433 Abb. 307.

4) Perrot III S. 431.

5) Revue archeol. XL 1902 I S. 200 (Clermont-Ganneau); daselbst VI
1905 II S. 43 (Studniczka); ferner Perrot III S. 68, 309.

fl) Hamdy-Bey und Th. Reinach, La necropole royale de Sidon
Tf. 20—22; Studniczka a. a. 0. S. 39 ff.

7) Hamdy-Bey Tf. 9, 11; Studniczka a. a. 0.
 
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