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liehen Inselidolen männlichen Geschlechts fanden, jetzt außer-
gewöhnlich offen hervortritt. Damit steht die geometrische
Kunst recht eigentlich am Anfang der helladischen, speziell
dorischen Entwicklung. Aber noch erschien uns die Nacktheit
nicht als ideale ästhetische Forderung. Sie tritt, wie wir
glaubten, der Wirklichkeit gemäß, wie bei den Frauen im
Kultus der Toten und Götter auf; daneben im Kampfe, wo sie
vielleicht auch rituell aufzufassen ist. Daran schließt sich die
Nacktheit der Teilnehmer an allerhand Wettkämpfen zu Fuß,
zu Pferd und zu Wagen. Diese wichtige Tatsache haben
wir noch mit der litter arischen Uberlieferung zu vergleichen.
3. Die litterarische Überlieferung über die Ein-
führung der Nacktheit bei den Agonen.
Wir fanden in Olympia nackte Eeiter, Wagenlenker und
ähnliche Figuren, doch wohl Weihgeschenke für gewonnene
Siege in den dortigen Festspielen. Aber sie stimmen nicht über-
ein mit der litterarischen Überlieferung über die Anfänge der
Spiele. Das hat vor kurzem A. Körte ausgeführt.1) Er wies be-
sonders darauf hin, daß das überlieferte Datum für die Einführung
des Pferderennens in Olympia Ol. 25 (680 v. Chr.) für Vier-
gespanne, Ol. 93 (408 v. Chr.) für Zweigespanne unhaltbar
wird, da die entsprechenden Bronzefiguren unmöglich so spät
datiert werden können. Dasselbe gilt für das Wettreiten,
wofür das Datum Ol. 33 (648 v. Chr.) überliefert ist. Aber
auch die Angabe, der Agon sei überhaupt erst 776 v. Chr.
begründet worden, wird sich kaum halten lassen.
Für uns von besonderer Wichtigkeit sind die Nachrichten
*) Hermes XXXIX 1904 S. 224.
Müller.
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liehen Inselidolen männlichen Geschlechts fanden, jetzt außer-
gewöhnlich offen hervortritt. Damit steht die geometrische
Kunst recht eigentlich am Anfang der helladischen, speziell
dorischen Entwicklung. Aber noch erschien uns die Nacktheit
nicht als ideale ästhetische Forderung. Sie tritt, wie wir
glaubten, der Wirklichkeit gemäß, wie bei den Frauen im
Kultus der Toten und Götter auf; daneben im Kampfe, wo sie
vielleicht auch rituell aufzufassen ist. Daran schließt sich die
Nacktheit der Teilnehmer an allerhand Wettkämpfen zu Fuß,
zu Pferd und zu Wagen. Diese wichtige Tatsache haben
wir noch mit der litter arischen Uberlieferung zu vergleichen.
3. Die litterarische Überlieferung über die Ein-
führung der Nacktheit bei den Agonen.
Wir fanden in Olympia nackte Eeiter, Wagenlenker und
ähnliche Figuren, doch wohl Weihgeschenke für gewonnene
Siege in den dortigen Festspielen. Aber sie stimmen nicht über-
ein mit der litterarischen Überlieferung über die Anfänge der
Spiele. Das hat vor kurzem A. Körte ausgeführt.1) Er wies be-
sonders darauf hin, daß das überlieferte Datum für die Einführung
des Pferderennens in Olympia Ol. 25 (680 v. Chr.) für Vier-
gespanne, Ol. 93 (408 v. Chr.) für Zweigespanne unhaltbar
wird, da die entsprechenden Bronzefiguren unmöglich so spät
datiert werden können. Dasselbe gilt für das Wettreiten,
wofür das Datum Ol. 33 (648 v. Chr.) überliefert ist. Aber
auch die Angabe, der Agon sei überhaupt erst 776 v. Chr.
begründet worden, wird sich kaum halten lassen.
Für uns von besonderer Wichtigkeit sind die Nachrichten
*) Hermes XXXIX 1904 S. 224.
Müller.
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