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16 —

Neben der hohen Mütze lebt das niedrige, in gleicher
Breite rings um den Kopf laufende Diadem fort und wird
zu einer reichverzierten Krone umgebildet. In die letzte
mittelminoische oder erste spätminoische Periode gehört
der leider noch unpublizierte „Prinz mit der Federkrone"1).
Auf einem schmalen roten Reif, dessen oberer und unterer
wand stabförmig verdickt und blau gefärbt ist, sitzen fünf
Reißlich-gelbe Lilien; die Zwickelfüllungen sind blau, die
Augen rot bis auf eins, in das die blaue Farbe gelaufen ist;
möglich wäre, daß sie offen zu denken sind und das Rot
das des durchleuchtenden Hintergrundes ist. Die nächste
Analogie ist ein Anhängsel aus Mykenae, den ich nach einer
galvanoplastischen Nachbildung von Gillieron2) (Tafel I Nr. 4)
abbilde; nur die Farben sind verschieden: Gold, die Augen
sind mit blauer, die Zwickelfüllung mit weißer und am Rande
roter Emaille ausgefüllt. Ähnlich sind auch Schliemann,
Mykenae S. 122 Nr. 163; S. 213 Nr. 278; S. 230 Nr. 303;
Tiryns Tf. XII. In der Mitte der Krone ragt eine weitere
Lilie empor, die drei Federn, eine graue, eine gelbgrüne
und eine pfaublaue trägt; bei den Kronen im wirklichen
Gebrauch saß die Lilie wahrscheinlich auf der Kreuzungs-
stelle zweier Verbindungsstege, die bei einem mykenischen
Idol3) erhalten sind.

Eine ähnliche Krone hat die Eimerträgerin auf dem
Sarkophag von Hagia Triada4) (Form 11); statt der Lilien
sind es aber goldene Spiralen, und die Agraffe in der Mitte
hält Bänder, die zum Kult gehören.

doch ein alter Fetisch und nicht etwa aus einer mißverstandenen
Mütze entstanden ist.

!) A. B. S. VII Si 17 Fig. 6, Rodenwaldt, Tiryns II S. 192 ff.
Datierung; S. 238 Nachtrag zu 1183 für einen fremden Gesandten
erklärt. Eine Reproduktion von Gillieron befindet sich im Archäolo-
gischen Museum der Universität Berlin.

2) Galv. Nachbild, myk. u. kret. Altertümer, ausgeführt von
der Württemb. Metallwarenfabrik Tf. XXX Nr. 84.

3) Thiersch bei Furtwängler, Aegina S. 373 Nr. 1 Tf. 108, 1.

4) Mon. Line. XIX. S. 35 ff. Tf. I, Rodenwaldt, Tiryns II, 198f.:
Ende Late Minoan II.
 
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