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Fläche 1

Fläche 2, Westprofil Fläche 3Z WestprofiI
0 Süden 1_2_3 4_5_6_7_8_9_10_11_12_13_14_15_16 0_1_2_3_4_5_6 Norden


Kastellgraben I


-Grabungsgrenzen
Kastellgraben

--ausgeraubt
C& Pfosten der 1. Periode


Pfostenlöcher der
1. Periode
Gruben, römisch
Gruben der
Urnenfelderkultur


Ältere Suchschnitte



Störungen
Am.Mittdpfeiler:
Steine, später bewegt

Steine späterer Mauern

f" Tf Pfostenloch unter
'dem Mittelpfeiler

Schnitte a-b, c-d, e-f auf Abb. 4.


Humus
Gewachsener Boden
mit Infiltrationsschicht
Auffüllung mit Steinen
Ziegelreste
Auffüllungen
verschiedener Perioden
Einschwemmungen
Lehmschicht,
verschmutzt
Vorgeschichtliche
Gruben

Abb. 12. Heilbronn-Böckingen, Grabung 1959.
Nordtor in den Flächen 1 und 4 und zusammengesetztes Westprofil der Flächen 2 und 3. Maßstab 1 : 140.

12), waren eine Grube aus der Steinzeit und einige
weitere, die der Urnenfelderkultur angehören. Als
älteste römische Spuren fanden wir in der Fläche 1
die Verfärbungen von sechs rechteckigen Pfosten
eines hölzernen Torturms. Die Pfosten hatten Quer-
schnittlängen von 0,34 bis 0,42 m und reichten mit
ihren flachen Enden 1,60—1,80 m unter die heutige
Oberfläche, was einer Tiefe von mindestens 1,30 bis
1,50m in römischer Zeit entsprechen dürfte. Sie saßen
in mehr oder weniger rechteckig-abgerundeten Lö-
chern. Fast alle diese Pfostengruben und auch einige
Pfosten selbst waren später von den Fundamenten
eines jüngeren Steinturms randlich angeschnitten
worden. In der Fläche 4 fand ich die entsprechenden
drei Pfosten der östlichen Reihe des Westturms, so
daß dieser mit Gewißheit ebenso wie der Ostturm
ergänzt werden kann. Mitten zwischen den beiden
Türmen saßen hinten zu beiden Seiten eines späteren
steinernen Pfeilerfundamentes zwei weitere Pfosten
als Träger des hölzernen Torüberbaues. Danach hatte
der westliche Tordurchlaß die ansehnliche Breite von
3,40 m, der östliche sogar eine von 3,50 m207.
Die Abb. 13 zeigt, wie wir uns das Tor ungefähr
vorzustellen haben208. Es ist so groß, daß wir ver-
muten möchten, das Erdkastell, zu dem es gehört,
sei für eine Kohorte von 500 Mann bestimmt gewe-
sen. In Frage kommt die coh. V Delmatarum, von

der als Zeugnis bisher freilich nur ein einziger Ziegel
vorliegt209. Es ist jedoch nicht ganz unmöglich, daß
zuvor schon ein kleines Erdkastell im Innern des
größeren stand, das eine geringere Truppeneinheit
aufzunehmen hatte und aus dem sich dann ein paar
Jahre später das Lager für die Kohorte entwickelte.
Doch können wir erst dann etwas Bestimmtes dar-
über sagen, wenn weitere Grabungen im Kastell
stattgefunden haben.
207 In meinem Grabungsbericht (Germania 38, 1960, 68)
hatte ich den Torgrundriß mit dem Westtor des wohl unter
Claudius erbauten Kastells in Rißtissen (ebd. 71 Abb. 5) und
mit den Toren des neronischen Legionslagers Vetera I (H. Leh-
ner, Röm.-Germ. Forschungen 4 [1930] 31 ff. mit Abb. 20—28)
sowie mit denen des Agricola-Lagers von Inchtuthil verglichen
(I. A. Richmond, Journal of Rom. Stud. 44, 1954, 84 mit
Abb. 8). Es zeigen sich aber doch gewisse Unterschiede, und die
Tore von Rißtissen und Vetera I lassen sich eher an Tor-
anlagen anschließen, wie sie mehrfach in augusteischer Zeit be-
gegnen. Darauf gehe ich bei der Besprechung des Tores von
Rödgen im Saalburg-Jahrb. 19, 1961, 50 ff. näher ein.
208 Da wir von dem Tor lediglich die Pfostenlöcher ken-
nen, habe ich nur den denkbar einfachsten Aufbau wiederge-
geben. A. Tschira macht mich dankenswerterweise darauf auf-
merksam, daß man über dem Tor wahrscheinlich eine etwas
höhere Oberkonstruktion annehmen müsse und zwischen den
beiden Mittelpfosten noch eine Versteifung durch Bohlen. Ver-
fehlt war mein erster Rekonstruktionsversuch in 23. Ver-
öffentl. d. Hist. Ver. Heilbronn (1960) 40 Abb. 4, da durch
die unzweckmäßige Anbringung der Tore ein regelrechtes
Schutzdach für den Feind entsteht.
209 ORL. B V 1 Nr. 56 Taf. 4, 12.

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