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Manchen, 16. März 1914.

Beitage zar „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint i4tägig unter Leitung von Maier Prof.Ernst Berger.

X. Jahrg. !tr. [3.

Inha!t: Sinopia. Ein Kapitel über verlorene Farben. VonE. B. (i. Fortsetzung.) — Ueber Mittel und Wege'
einen schädiichen Einfluss desZinkweiss auf die Lichtechtheit derAquareHfarben auszuschaiten. Von
Dr. Ernst Täuber. (Schluss.) — Farbenhörende Künstler. — Unverlöschbare schwarze oder farbige Tinten.

Sinopia.

Ein Kapitel über
Von
„Diese Farbe wird aus der schönsten und
hellsten Sinopia gemacht, die sich findet, wird
gemischt und gerieben mit Bianco-Santogiovanni,
wie man es in Florenz nennt. Dieses Weiss ist
aus weissem und gutgereinigtem Kalk gemacht."
Es werden zwei Teile Cinabrese mit einem Teil
Weiss (Biancozzo) gemischt, gut miteinander ver-
rieben, zur Malerei des Fleisches auf der Mauer
(Fresco) verwendet"; auch „kannst du damit
schöne Gewänder malen, denn auf der Wand
sehen sie wie von Zinnober aus."
Cennini berichtet dann (Kap. 4$), dass er
selbst in einem Tale nahe seinem Heimatsorte
Colle di Valdelse einmal mehrere Arten von
Ockerfarben gegraben hätte, darunter auch dunkle
und helle Sinopia, und zwar in nächster Um-
gebung von weisser und blauer Farbe.
Diese Farbe war, wie wir sehen, eine der
wichtigsten Farben von Cenninis Palette. Mit
Sinopia beginnt er die Vorzeichnung zu machen,
entwirft mit „feinem und gespitztem Pinsel die
Nasen, Augen, die Haare und sämtliche Extremi-
täten und Umrisse der Figur" (Kap. 6/). Mit
der Cinabrese genannten Farbe (Sinopia und
Kalkweiss) nebst Dunkelocker und Schwarz be-
reitet er sich den allgemeinen Mittelton (Ver-
daccio, in Siena Bazzeo genannt), den er auf dem
Grund von grüner Erde (Verdeterra) als allge-
meine Unterlage der Schattentöne ausbreitet, um
hernach mit den lichteren Fleischtönen zu model-
lieren (a. a. O.).
Allen Fleischtönen dient Cinabrese als Haupt-
farbe, die graugrünlichen Uebergänge werden mit
Verdeterra ermöglicht und zu den kräftigen Kon-
turen nimmt Cennini endlich die dunkle Sinopia
(Kap. 67, Schluss).

verlorene Farben.
E. B. ([. Fortsetzung.)
Auch zur Seccomalerei auf der Mauer (Kap. 72)
sehen wir die Sinopia nebst Cinabrese verwendet,
nur dient hier zur Aufhellung nicht Kalk, son-
dern Bleiweiss, stets mit Eitempera vermischt.
Für ein grün-rot schillerndes Gewand auf
gelbem Grund empfiehlt Cennini für die Schatten
Schwarz mit Sinopia oder Amatisto (Blutstein)
(Kap. 80), auch für ein braunes (holzfarbiges)
Gewand nimmt er die Sinopia in Mischung mit
Ocker und Schwarz (Kap. 82), er grundiert so-
gar den blauen „Mantel unserer lieben Frau" mit
einer Farbe, die aus zwei Teilen Sinopia und
einem Teil Schwarz besteht, wodurch er kolo-
ristische Feinheiten zu erzielen bestrebt ist.
Bei reicheren Gewändern, bei Seide und
Samtstoffen, dient ihm die dunkle Sinopia, die
er mit Zinnober und Giallorino (Neapelgelb) auf-
hellt (Kap. 144), und die gleiche Farbe nimmt
er zur Profilierung aller Umrisse bei nackten
Teilen der Figur, ebenso wie bei der Malerei
auf dem Nassen, auch bei der Temperamalerei
auf der Tafel (Kap. 147 u. 148).
Man sieht aus dieser Aufzählung, wie wichtig
die Sinopia dem Maler der Frührenaissance
gewesen ist, so dass sie ihm unentbehrlich war
für das Malen der Karnation.
Die Bezeichnung der roten Farben wechselt
in der Folgezeit, und nachgerade verschwindet
die Sinopia in den Farbenlisten des folgenden
16. Jahrhunderts ganz und gar. Sehr deutlich
ist diese Erscheinung zu bemerken in den hier
folgenden Angaben.
Bei der Aufzählung der für Fresko tauglichen
Farben sagt Filarete (schrieb 1464) von den
Erdfarben: es gibt deren fünf, das Gelb, welches
Ocker heisst; das Rot, welches an dem einen
 
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