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MKncheü, 27. April 1914.

Beilage zur „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint)4täg!g unter Leitung von Maier Prof.Ernst Berger.

I. Jahrg. Nr. 16.

Inha!t: Sinopia. Ein Kapitel über verlorene Farben. VonE. B. (Schluss.) — Zu Goethes Farbenlehre. Von
Georg Büchner-München. — Vom Restaurieren und Erhalten alter Wandmalereien. Von Chr. Man-
gold. (Schluss.) — Die neuen Teerfarben.

Sinopia.
Ein Kapitel über verlorene Farben.
Von E. B. (Schluss.

So war die Frage nach der wirklichen alten
Sinopia unentschieden, und es vergingen einige
Jahre, bis mir die Idee kam, das bisherige Ma-
terial zu veröffentlichen. Auf meine Anfrage, ob
inzwischen etwas in der Sache geschehen sei, er-
hielt ich folgendes Schreiben.
8. Schreiben von Herrn Prof. F. Mackensen:
Weimar, 27. XI. 1908.
Sehr geehrter Herr Kollege!
Gern erlaube ich mir, Ihnen in dem Artikel
über die Sinopia von meinen Entdeckungsver-
suchen zu erzählen.
Ich habe leider für die meines Erachtens
so wichtige Angelegenheit nichts mehr tun
können.
Damals reiste ich schon im Januar nach
Hause. Es war die Malaria, die mich zum
frühen Abzug drängte. Bis zum Frühjahr wäre
ohnedies in dem verschneiten Gebirge jedes
Unternehmen unmöglich gewesen.
Konsul Löytved aus Konia war so liebens-
würdig, mir etwa ßO Pfund roter Erde zu be-
sorgen, doch hatte diese Farbe keine bessere
Qualität als gewöhnliches Englischrot. Es war
zweifellos nicht von den Stellen geholt, wo ich
die Farbe gefunden hatte. Von derselben Sorte,
von der Sie glaubten, es sei eine Sorte der
Sinopia, war überhaupt nichts dabei. Für die
Bewohner jener Gegenden ist Rot eben Rot;
man zeichnet die Schafe damit oder streicht
eine Tür, aber die Qualität hat keine Bedeutung.
— Ich weiss nicht, ob ich Ihnen mitgeteilt
habe, dass ich bei meinem letzten Ritt im
Ala Dagh ein ganz wunderbares Rot gefunden

habe, das meiner Ansicht nach der wirklichen
kapadozischen Erde entsprach. Dasselbe Rot
habe ich hier bei unserem Chemiker unter dem
Mikroskop gesehen; es war das Rot, welches
Holbein der Aeltere als Untermalung benutzt
hatte.
Ferner habe ich es auf einer alten pom-
pejanischen Malerei im Museum zu Neapel
wiederentdeckt. Es diente auch da zur Unter-
malung. — Leider hatte ich nur einen dieser
schönsten roten „Steine" gefunden, es war am
Fusse eines hohen Berges, an dem wir wegen
hohen Schnees nicht weiter Vordringen konnten,
und leider kam er mir bei dem Sturz unseres
Trägers vom Pferde abhanden. Der Mann trug
die gefundenen Farben in einem Korbe, und
ich hatte unvorsichtigerweise auch das schönste
Stück hinzugetan. — Das Stück Rot war
zweifellos von einem roten Felsen an dem
höheren Berge abgelöst und vielleicht durch
Gletscher herunter geschoben.
Es gibt in jenen Gegenden, besonders im
Randgebirge, welches die Ebene von Konia
umschliesst, sehr viel Rot der verschiedensten
Art. Ich hatte nur Gelegenheit, die Ausläufer
des Sultan Dagh in der Nähe von Konia zu
untersuchen und diese nicht einmal eingehend.
In das eigentliche Kapadokien bin ich gar nicht
gekommen. Es scheint mir aber festzustehen,
dass dort die wirkliche Fundstelle zu suchen
ist. Da erhebt sich etwa 7$ km von Eregli,
ostwärts der Hassan D. und 200 km von E.
der Erdschiasch D., ein kompaktes Gebirge
von 4059 m Höhe. Hier liegt das alte Cae-
sarea. In der Nähe diesst der Kysyl Jrmak
(Roter Fluss) vorbei. Dieser war schiffbar,
 
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