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Nr. 2o.

Münchner kunsttechnische Blätter.

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getroffen und sich für alle Fähe genau angemerkt,
dann wird man finden, dass es sich auf dem weissen
Grund nicht nur ebenso gut, sondern besser arbeitet,
afs auf dem schwarzen. Erstens sieht man die Wir-
kung der Arbeit auf dem weissen Grunde besser, da
die Striche sich auf dem Grunde dunkel abzeichnen,
während der umgekehrte Fali auf dem geschwärzten
Firnis statt hat; zweitens ist man der beabsichtigten
Weite seiner Linien zueinander sicherer afs auf dem
schwarzen Grunde, wo vermöge des die eigentfiche
Grenze der Striche überstrahlenden Gfanzes diesefben
stärker und enger erscheinen afs sie wirkfich sind, afso
das Auge etwas täuschen; drittens wird das Aetzen
vief angenehmer und sicherer, da, wenn man, wie es
geschehen muss, nach voffendeter Radierung den
weissen Ueberzug vorsichtig fangsam durch fauwarm
aufgegossenes Wasser abweicht und vöffig beseitigt,
sehr bald nach dem Aufguss des Scheidewassers die
radierten Striche unter dem durchsichtigen" (weif nicht
geschwärzten) „Aetzgrund sich schwarz zeigen, so dass
man die Stärke des Geätzten schon so hinreichend
beurteifen kann, ohne nötig zu haben, steffenweise
den Firnis zur Untersuchung wegzukratzen, wie auf
dem schwarzen Grund. Einige französische Künstfer
bedienen sich der Wachsseife afs Bindemittel des
weissen Grundes statt des Gummi . . ."
Einschiebend wiff ich noch anführen, dass eine
ganze Reihe von Autoren den weissen Grund nicht
erwähnen, so Diderots berühmte Encykfopädie, Paris
1762 (Gravüre en taiffe douce etc.), Jakob Rylaert,
„Neue Manier, farbige Kupferstiche usw.", Leyden
1773! J- C. Gütfe, „Kunst in Kupfer zu stechen usw.",
Nürnberg 1795; Oeser, „Ueber Kupferstechkunst". Von
Neueren: Singer, „Geschichte des Kupferstichs" (1895)
und „Der Kupi E—
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herzusteffen, der auf einfachste Weise mit dem Pinsef
auf die gereinigte (ungrundierte) Kupferpfatte ge-
strichen wird und einen bafd trocknenden, dünnen,
säurefesten, beim Radieren nicht reissenden schnee-
weissen Grund ergibt, auf dem man die Zeichnung
mit Bleistift skizzieren und befiebig weit ausführen
oder auch gleich direkt radieren kann. Beim Radieren
ergibt sich ein Resultat, genau so, wie es Rubens be-
schreibt: „afs zeichne man mit Rotstein auf weissem
Papier. Aber die Hauptsache ist; der Grund behäft
sein Weiss während der Aetzung durchaus bei.
Bei Anwendung von Safzsäure zum Aetzen wird
bekanntlich, anders wie bei Salpetersäure, der radierte,
kupferrotglänzende Strich schwarz. So erscheint, bei
Anwendung meines säuresicheren weissen Grundes und
von Safzsäure — z. B. in der Mischung von Herkomers
Dutch mordant oder Ziegfers Aetzwasser — die Pfatte,
ein äusserst reizvoffer Anblick, schon im Aetzbade so,
wie sie als fertiger Druck auf weissem Papiere er-
scheinen solf. Man kann, während die Pfatte im Aetz-
wasser fiegt, weiter mit der Nadef daran arbeiten,
kann Uebergänge verfeinern, neue Strichfagen radieren
und sieht dabei fortwährend, afs ob man mit der
Feder auf Papier zeichne, die Wirkung schwarz auf
weissem Grunde, afso positiv gegenüber der Arbeit
auf schwarzem Grunde, bis in die zartesten Feinheiten.
Ueber dreissig Platten sind von mir und anderen
mit säuresicherem weissen Grunde radiert; es ist ein
reizvoiles Vergnügen, mit einem Skizzenbuch aus sol-
chen Platten durchs Land zu streifen oder im Atefier
zu arbeiten.
Die wenigen Kolfegen, denen ich meine Studien
und Pfäne während der Arbeit ganz vertraulich be-
kannt gab, haben sie mit dem grössten Interesse be-
grüsst. Ich hoffe den Grund demnächst gebrauchsfertig
in den Handel bringen zu können. Eine grundierte und
angeätzte Pfatte liegt für Interessenten heute schon
in Berlin-Charfottenburg bei der Firma O. Felsing,
Hofkunstkupferdruckerei, in München bei R. Sedefmayr,
Färbergraben, zur Ansicht aus.
Der „weisse Aetzgrund".
Zu der Frage des weissen Aetzgrundes sind an
die Redaktion noch zwei Zuschriften gefangt, die
im folgenden zum Abdruck gebracht werden. Den
Herren Einsendern sei hiermit für ihr Interesse bestens
gedankt.
i. Königsberg i. Pr., 23. Mai 1914.
Kunstakademie.
Sehr geehrte Redaktion!
Zum Thema „weisser Aetzgrund" in Ihrer Nr. 18
erlaube ich mir ergebenst zu bemerken:
Ich halte es für ausserordentlich wichtig, dass wir
zu einem brauchbaren weissen Aetzgrund gelangen
bezw. wiedergelangen. Das Radieren auf weissem
Grund ist früher nicht nur bekannt, sondern offenbar
allgemein üblich gewesen. Das ergibt sich schon aus
Goethes Erzählung seiner Radierstudien beim Kupfer-
stecher Stock, im zweiten Teil von Dichtung und
Wahrheit. Und zwar hat dieser Grund offenbar nicht
nur für Gelegenheitsarbeiten radierender Maler oder
vornehmer Dilettanten gedient, sondern ist vermutlich
auch von Heissigen Berufsradierern für kniffliche Ar-
beiten benützt worden. Ich schliesse das daraus, dass
auch in dem Buch Abraham Bosses (wenigstens in
meiner deutschen Uebersetzung von 1763) bereits von
dem weissen Grund und dem Pausen darauf gesprochen
wird, und es wäre für die Güte dieses Grundes natür-
lich besonders beweisend, wenn er sogar den Hand-
werkern genügt hätte, für die jede Zufälligkeitswirkung
des Durchätzens unbrauchbar war. Im übrigen muss
ich aber gestehen, dass mir auch eine Anzahl von
 
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