DAS NEUE STADTMUSEUM IN DRESDEN.
VON
OTTO RICHTER.
Mit 9 Abbildungen.
Der Name Stadtmuseum war, als wir vor zwanzig Jahren in Dresden ein
ortsgeschichtliches Museum begründeten, noch nicht üblich. Wir wollten
darin kurz ausdrücken, daß es nicht bloß ein Museum in städtischem Besitz sein,
sondern auch dem Inhalte nach sich auf die Stadt beziehen sollte, im Gegensätze
zu den meisten größeren »Städtischen Museen«, die zwar vom Heimatmuseum aus-
gehend, dann aber weitergreifend, ein Kunstmuseum oder wissenschaftliche Samm-
lungen aller Art einschließen, wobei naturgemäß das Örtliche, weil es beliebiger Aus-
dehnung nicht fähig ist, leicht zu einem bloßen Anhängsel der umfassenderen Gebiete
herabsinkt.
In einer an Museen so reichen Stadt wie Dresden konnte vernünftigerweise
an die Errichtung eines neuen nur auf einem Gebiete gedacht werden, für das ein
unabweisbares Bedürfnis bestand. Dies war eben der Fall hinsichtlich der Orts-
geschichte. Denn ein übersichtliches Bild von der reichen geschichtlichen Ver-
gangenheit der Stadt und der Entwicklung ihrer Kultur vermochten die in den ver-
schiedenen königlichen Museen zerstreuten Gegenstände örtlicher Herkunft nicht
zu geben. So entstand ein Stadtmuseum im angedeuteten strengen Sinne des Wortes.
Es hat die enge Begrenzung seiner Aufgabe bis heute beibehalten und kann wohl als
der reine Typus einer ortsgeschichtlichen Sammlung in größerem Maßstabe gelten.
Wie unser Stadtmuseum aus der Vereinigung der kleinen Sammlung des Vereins
für Geschichte Dresdens mit einer angekauften Privatsammlung unter Hinzunahme
der einzelnen in städtischem Besitz vorhandenen geeigneten Gegenstände entstanden
und dann durch Ankäufe und Schenkungen gewachsen ist, habe ich schon vor fünf
Jahren dargelegt r). Es befand sich damals noch in seinen ersten Räumen im gräflich
Loßschen Palais auf der Kreuzstraße. Hier hatte sich eine Aufstellung rein nach der
Zeitfolge, wie sie bei einer geschichtlichen Sammlung doch wohl selbstverständlich
ist, wegen der ganz verschiedenen Größe und Belichtung der Räume nicht ermöglichen
x) Dresdner Jahrbuch 1905, herausg. von K. Koetschau u. F. von Schubert-Soldern, Dresden 1905,
S. 102 ff.
Museumskunde. VII, 2.
9
VON
OTTO RICHTER.
Mit 9 Abbildungen.
Der Name Stadtmuseum war, als wir vor zwanzig Jahren in Dresden ein
ortsgeschichtliches Museum begründeten, noch nicht üblich. Wir wollten
darin kurz ausdrücken, daß es nicht bloß ein Museum in städtischem Besitz sein,
sondern auch dem Inhalte nach sich auf die Stadt beziehen sollte, im Gegensätze
zu den meisten größeren »Städtischen Museen«, die zwar vom Heimatmuseum aus-
gehend, dann aber weitergreifend, ein Kunstmuseum oder wissenschaftliche Samm-
lungen aller Art einschließen, wobei naturgemäß das Örtliche, weil es beliebiger Aus-
dehnung nicht fähig ist, leicht zu einem bloßen Anhängsel der umfassenderen Gebiete
herabsinkt.
In einer an Museen so reichen Stadt wie Dresden konnte vernünftigerweise
an die Errichtung eines neuen nur auf einem Gebiete gedacht werden, für das ein
unabweisbares Bedürfnis bestand. Dies war eben der Fall hinsichtlich der Orts-
geschichte. Denn ein übersichtliches Bild von der reichen geschichtlichen Ver-
gangenheit der Stadt und der Entwicklung ihrer Kultur vermochten die in den ver-
schiedenen königlichen Museen zerstreuten Gegenstände örtlicher Herkunft nicht
zu geben. So entstand ein Stadtmuseum im angedeuteten strengen Sinne des Wortes.
Es hat die enge Begrenzung seiner Aufgabe bis heute beibehalten und kann wohl als
der reine Typus einer ortsgeschichtlichen Sammlung in größerem Maßstabe gelten.
Wie unser Stadtmuseum aus der Vereinigung der kleinen Sammlung des Vereins
für Geschichte Dresdens mit einer angekauften Privatsammlung unter Hinzunahme
der einzelnen in städtischem Besitz vorhandenen geeigneten Gegenstände entstanden
und dann durch Ankäufe und Schenkungen gewachsen ist, habe ich schon vor fünf
Jahren dargelegt r). Es befand sich damals noch in seinen ersten Räumen im gräflich
Loßschen Palais auf der Kreuzstraße. Hier hatte sich eine Aufstellung rein nach der
Zeitfolge, wie sie bei einer geschichtlichen Sammlung doch wohl selbstverständlich
ist, wegen der ganz verschiedenen Größe und Belichtung der Räume nicht ermöglichen
x) Dresdner Jahrbuch 1905, herausg. von K. Koetschau u. F. von Schubert-Soldern, Dresden 1905,
S. 102 ff.
Museumskunde. VII, 2.
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