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Glaser, Ein Museum indischer Plastik.
stände sind in gut schließenden Glasschränken untergebracht. Für die Abwehr des
Lichtes sorgen an den Fenstern, wie vor den wichtigsten Vitrinen dunkelfarbige ver-
schiebbare Vorhänge. Im letzten Raume würden die in einer Pultvitrine unterge-
brachten Photographien, Zeichnungen, sowie ganz besonders die sechs Pergament-
blätter des Nibelungenfragments eines solchen Lichtschutzes noch entschieden be-
dürfen. Der Besuch des Museums ist während der Sommerszeit befriedigend, im
Winter naturgemäß geringer. Einen Katalog finden die Besucher leider bisher nicht,
ebenso wenig sind die meisten Gegenstände bezettelt. — Die Aufwendungen für die
städtischen Sammlungen (Archiv, Bibliothek, Bildersammlung und Museum) be-
trugen in den Jahren 1907 und 1908 zusammen rund 6620 Mk., zu denen die bayerische
Staatsregierung einen Zuschuß von 600 Mk. leistete. Für das Museum wurden davon
im ganzen rund 1500 Mk. für den Jahresbericht 125 Mk. verbraucht.
EIN MUSEUM INDISCHER PLASTIK.
VON
J. GLASER.
In Sarnath, nicht weit von Benares, ist ein Museum indischer Plastik in der Ent-
stehung begriffen, das unter den leider nicht eben zahlreichen Sammlungen
der Art einen hervorragenden Platz einzunehmen verspricht. Sarnath ist eine der
ältesten und heiligsten Stätten des Buddhismus. Hier ist die Stelle des Hirschparkes,
in dem Buddha mit seinen fünf Schülern sich niederließ, nachdem er Gaya verlassen
hatte. Die chinesischen Pilger Fa-Hian und Hiuen-Thsang, die im vierten und
siebenten Jahrhundert nach Indien kamen, entwerfen Schilderungen von Tempel,
Kloster und Stupas. Nur weniges steht heute mehr aufrecht, aber namentlich in den
letzten Jahren durchgeführte methodische Grabungen haben bedeutende Überreste
zutage gefördert. So ergab sich von selbst das Bedürfnis, an Ort und Stelle ein Museum
zu errichten. Der einfache und ansprechende Bau besteht aus einem einstöckigen
Trakt, an den sich im rechten Winkel zwei Flügel anschließen. Man rechnet damit,
bei eintretendem Bedürfnis das Ganze zu einem quadratischen Bau zu ergänzen,
dessen vier Seiten dann einen Hof einschließen würden. Der Hauptsaal liegt in der
Mitte des Gebäudes. In ihm erhielt mit Recht den Ehrenplatz das durch Vorzüg-
lichkeit der Arbeit wie der Erhaltung gleich ausgezeichnete Löwenkapitäl des Königs
Asoka, dem bekanntlich die eigentliche Ausbreitung des Buddhismus im dritten
vorchristlichen Jahrhundert zu danken ist. In der noch durch keinen Formalismus
gebundenen Stilisierung, der vollen Freiheit einer künstlerischen Schöpfung lassen
Anm. Das Museum ist im April 1911 eröffnet worden. Ein Katalog ist erschienen.
Glaser, Ein Museum indischer Plastik.
stände sind in gut schließenden Glasschränken untergebracht. Für die Abwehr des
Lichtes sorgen an den Fenstern, wie vor den wichtigsten Vitrinen dunkelfarbige ver-
schiebbare Vorhänge. Im letzten Raume würden die in einer Pultvitrine unterge-
brachten Photographien, Zeichnungen, sowie ganz besonders die sechs Pergament-
blätter des Nibelungenfragments eines solchen Lichtschutzes noch entschieden be-
dürfen. Der Besuch des Museums ist während der Sommerszeit befriedigend, im
Winter naturgemäß geringer. Einen Katalog finden die Besucher leider bisher nicht,
ebenso wenig sind die meisten Gegenstände bezettelt. — Die Aufwendungen für die
städtischen Sammlungen (Archiv, Bibliothek, Bildersammlung und Museum) be-
trugen in den Jahren 1907 und 1908 zusammen rund 6620 Mk., zu denen die bayerische
Staatsregierung einen Zuschuß von 600 Mk. leistete. Für das Museum wurden davon
im ganzen rund 1500 Mk. für den Jahresbericht 125 Mk. verbraucht.
EIN MUSEUM INDISCHER PLASTIK.
VON
J. GLASER.
In Sarnath, nicht weit von Benares, ist ein Museum indischer Plastik in der Ent-
stehung begriffen, das unter den leider nicht eben zahlreichen Sammlungen
der Art einen hervorragenden Platz einzunehmen verspricht. Sarnath ist eine der
ältesten und heiligsten Stätten des Buddhismus. Hier ist die Stelle des Hirschparkes,
in dem Buddha mit seinen fünf Schülern sich niederließ, nachdem er Gaya verlassen
hatte. Die chinesischen Pilger Fa-Hian und Hiuen-Thsang, die im vierten und
siebenten Jahrhundert nach Indien kamen, entwerfen Schilderungen von Tempel,
Kloster und Stupas. Nur weniges steht heute mehr aufrecht, aber namentlich in den
letzten Jahren durchgeführte methodische Grabungen haben bedeutende Überreste
zutage gefördert. So ergab sich von selbst das Bedürfnis, an Ort und Stelle ein Museum
zu errichten. Der einfache und ansprechende Bau besteht aus einem einstöckigen
Trakt, an den sich im rechten Winkel zwei Flügel anschließen. Man rechnet damit,
bei eintretendem Bedürfnis das Ganze zu einem quadratischen Bau zu ergänzen,
dessen vier Seiten dann einen Hof einschließen würden. Der Hauptsaal liegt in der
Mitte des Gebäudes. In ihm erhielt mit Recht den Ehrenplatz das durch Vorzüg-
lichkeit der Arbeit wie der Erhaltung gleich ausgezeichnete Löwenkapitäl des Königs
Asoka, dem bekanntlich die eigentliche Ausbreitung des Buddhismus im dritten
vorchristlichen Jahrhundert zu danken ist. In der noch durch keinen Formalismus
gebundenen Stilisierung, der vollen Freiheit einer künstlerischen Schöpfung lassen
Anm. Das Museum ist im April 1911 eröffnet worden. Ein Katalog ist erschienen.