218 Rathgen, Mitteilungen aus dem Laboratorium der Königlichen Museen in Berlin.
MITTEILUNGEN AUS DEM LABORATORIUM DER
KÖNIGLICHEN MUSEEN IN BERLIN1).
VON
F. RATHGEN.
VII. ÜBER REINIGUNG VON GIPSABGÜSSEN.
Das Abwaschen ungetränkter, verstaubter Gipsabgüsse ist, bekanntlich wegen
der Löslichkeit des Gipses in Wasser nicht angängig; mit bloßem Abspülen richtet
man meistens gar nichts aus, da kaum eine allseitige Benetzung stattfindet, und die
Verwendung von Bürsten verbietet sich, weil auf dem weichen Material leicht Bürsten-
striche sichtbar werden. Besser ist es schon, den ganzen Gegenstand auf einige
Stunden in Wasser zu stellen, dann findet ein ziemlich gleichmäßiges Ablösen der
Oberhaut statt, so daß der Gesamteindruck, wenn die Betrachtung nicht in unmittel-
barer Nähe geschieht, fast derselbe ist wie vorher. Seine Spuren hinterläßt jedoch
dieser Vorgang auch, denn die vorher glatte Oberfläche des Gipsabgusses zeigt nun
eine körnige Beschaffenheit und wird daher sehr staubempfänglich. Da bei einer
Wiederholung dieses Verfahrens immer neue Mengen Gips aufgelöst werden, so ist
ein so behandelter Gipsabguß eigentlich schon nach dem zweiten Male nicht mehr
brauchbar.
Ein besserer Erfolg ist zu erwarten, wenn man die Abgüsse statt in Wasser
einige Stunden in einer wässrigen Flüssigkeit stehen läßt, die nicht mehr imstande
ist, Gips aus dem Abguß herauszulösen. Als eine solche Flüssigkeit kann eine ge-
sättigte Lösung von Gips dienen. Sie wird gewonnen, indem man in einer größeren
Flasche gemahlenen Gips mit viel Wasser ein bis zwei Tage unter wiederholtem
Umschütteln stehen läßt. Zuletzt gießt man nach dem Absetzen des Gipses die klare
Gipslösung ab. Versuche haben erwiesen, daß sich nach sechsstündigem Stehen einer
Gipsbüste in solchem Gipswasser die vorher festsitzenden Staubteile durch leichtes
Überfahren mit einem weichen dickeren Haarpinsel entfernen lassen. Dieses Über-
streichen geschieht also, während sich der Gegenstand noch in der Gipslösung befindet.
Nach der Herausnahme und nach dem Trocknen des Abgusses zeigt sich nunmehr, daß
nur eine minimale Beansprechung der Oberfläche stattgefunden hat.
Natürlich ist von diesem Verfahren nicht zu erwarten, daß Fettflecke oder
tiefer eingedrungene Farbstoffe entfernt werden; auch ist es ja bei größeren Sachen
sehr umständlich wegen der großen Menge des dazu erforderlichen Gipswassers, aber
ich glaube, daß in dem einen oder anderen Fall der Erfolg für seine Brauchbarkeit
sprechen wird.
T) Siehe auch Museumskunde 4 S. 12 u. 88, 5 S. 97, 6 S. 23.
MITTEILUNGEN AUS DEM LABORATORIUM DER
KÖNIGLICHEN MUSEEN IN BERLIN1).
VON
F. RATHGEN.
VII. ÜBER REINIGUNG VON GIPSABGÜSSEN.
Das Abwaschen ungetränkter, verstaubter Gipsabgüsse ist, bekanntlich wegen
der Löslichkeit des Gipses in Wasser nicht angängig; mit bloßem Abspülen richtet
man meistens gar nichts aus, da kaum eine allseitige Benetzung stattfindet, und die
Verwendung von Bürsten verbietet sich, weil auf dem weichen Material leicht Bürsten-
striche sichtbar werden. Besser ist es schon, den ganzen Gegenstand auf einige
Stunden in Wasser zu stellen, dann findet ein ziemlich gleichmäßiges Ablösen der
Oberhaut statt, so daß der Gesamteindruck, wenn die Betrachtung nicht in unmittel-
barer Nähe geschieht, fast derselbe ist wie vorher. Seine Spuren hinterläßt jedoch
dieser Vorgang auch, denn die vorher glatte Oberfläche des Gipsabgusses zeigt nun
eine körnige Beschaffenheit und wird daher sehr staubempfänglich. Da bei einer
Wiederholung dieses Verfahrens immer neue Mengen Gips aufgelöst werden, so ist
ein so behandelter Gipsabguß eigentlich schon nach dem zweiten Male nicht mehr
brauchbar.
Ein besserer Erfolg ist zu erwarten, wenn man die Abgüsse statt in Wasser
einige Stunden in einer wässrigen Flüssigkeit stehen läßt, die nicht mehr imstande
ist, Gips aus dem Abguß herauszulösen. Als eine solche Flüssigkeit kann eine ge-
sättigte Lösung von Gips dienen. Sie wird gewonnen, indem man in einer größeren
Flasche gemahlenen Gips mit viel Wasser ein bis zwei Tage unter wiederholtem
Umschütteln stehen läßt. Zuletzt gießt man nach dem Absetzen des Gipses die klare
Gipslösung ab. Versuche haben erwiesen, daß sich nach sechsstündigem Stehen einer
Gipsbüste in solchem Gipswasser die vorher festsitzenden Staubteile durch leichtes
Überfahren mit einem weichen dickeren Haarpinsel entfernen lassen. Dieses Über-
streichen geschieht also, während sich der Gegenstand noch in der Gipslösung befindet.
Nach der Herausnahme und nach dem Trocknen des Abgusses zeigt sich nunmehr, daß
nur eine minimale Beansprechung der Oberfläche stattgefunden hat.
Natürlich ist von diesem Verfahren nicht zu erwarten, daß Fettflecke oder
tiefer eingedrungene Farbstoffe entfernt werden; auch ist es ja bei größeren Sachen
sehr umständlich wegen der großen Menge des dazu erforderlichen Gipswassers, aber
ich glaube, daß in dem einen oder anderen Fall der Erfolg für seine Brauchbarkeit
sprechen wird.
T) Siehe auch Museumskunde 4 S. 12 u. 88, 5 S. 97, 6 S. 23.