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Deutscher Museumsbund [Contr.]
Museumskunde: Fachzeitschrift für die Museumswelt — 7.1911

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A. B. Meier
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https://doi.org/10.11588/diglit.70502#0190

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A. B. MEIER f.

Mit Dr. Ad. Bernh. Meyer, der am 5. Februar
1911 in Berlin im Alter von 70 Jahren starb, ist
einer der befähigsten Museumsdirektoren Deutsch-
lands dahingegangen. Am 11. Oktober 1840 in
Hamburg geboren, wurde er, der von Hause aus
Mediziner war, am 12. Oktober 1874 als Direktor
des Zoologischen und Ethnographisch-Anthropolo-
gischen Museums zu Dresden angestellt. Während
seiner 30jährigen Wirksamkeit hat er das Museum
aus kleinen Anfängen — der alte Bestand der Samm-
lung war im Maiaufstande von 1849 so gut wie ganz
aufgebrannt / — zu einer Musteranstalt gemacht,
deren Ordnung, Aufstellung und Verwaltung Ge-
lehrte aller Länder nach Dresden zog, und die über-
haupt in entscheidender Weise auf die Entwicklung
des Museumswesens eingewirkt hat. Meyer steht mit
Brinckmann in Hamburg, mit Dupont in Brüssel,
mit den Engländern und Amerikanern in der vor-
dersten Reihe jener Männer, welche rechtzeitig er-
kannt haben, daß den Museen im Laufe der Zeiten
mit ihrer gesteigerten Ausdehnung auch neue Auf-
gaben in bezug auf die Erhaltung und Nutzbar-
machung der Sammlungen erwachsen waren, und
daß die Befriedigung dieser Bedürfnisse eine beson-
dere Tätigkeit bildet, welche von den Leitern eine
volle Hingabe ihrer Kraft erfordert. Ihm, der den
Begriff einer »Museumskunde« durch sein Wirken
hat bilden helfen, gebührt somit an dieser Stelle
ein besonders ehrenvolles Gedenken.
Die Tätigkeit des Forschers lag ihm fern, daher
hat er es auch stets abgelehnt, einem akademischen
Lehrkörper beizutreten. Er ging ganz in der Praxis
auf, suchte diese aber auf all den mannigfaltigen
Gebieten, die dabei in Betracht kommen, zur höch-
sten Vollkommenheit auszubilden. Nichts entging
seiner Aufmerksamkeit, und wo sich ihm die Mög-
lichkeit einer Verbesserung bot, verfolgte er sie
mit zäher Ausdauer und Gründlichkeit. Nicht nur
die beste Herstellung luftdicht schließender Schränke,
die wirkungsvollste Aufstellung der Gegenstände, die
Fernhaltung der schädigenden Einflüsse des Sonnen-
lichts nahmen seine Teilnahme dauernd in Anspruch,
sondern ebenso die erschöpfende Beschreibung, Be-

zettelung und Veröffentlichung des Inhalts seiner
Sammlungen. Namentlich aber war er darauf be-
dacht, die Grundsätze festzustellen, nach denen
Sammlungen überhaupt unterzubringen seien, soweit
es sich dabei um die Errichtung der Gebäude, deren
Feuersicherheit, Lüftung, Belichtung handelt.
In dieser Hinsicht wurde eine Reise nach Amerika
für ihn entscheidend, deren Ergebnisse er in zwei
Heften (Über Museen des Ostens der Vereinigten
Staaten von Nordamerika, Berlin 1900 und 1901)
niederlegte und denen 1902 ein weiteres (Über
einige europäische Museen und verwandte Institute)
folgte. Die Fülle von Nachrichten und selbständigen
Beobachtungen, wobei auch den Bibliotheken eine
besondere Berücksichtigung geschenkt wird, macht
diese Veröffentlichungen zu grundlegenden Werken,
welche jeder Museumsbeamte und jeder Bibliothekar
aufs genaueste studiert haben sollte. 1905 er-
schienen sie in handlichem Format und mit einem
Inhaltsverzeichnis versehen in englischer Sprache
in dem Bericht des Smithsonian Institution von
Washington für 1903.
Die Herstellung mustergültiger, feuer- und staub-
sicherer Schränke bildete für ihn die Lebensfrage,
der er unausgesetzt seine volle Kraft widmete. Er
war überzeugt, daß nur mit Hilfe des Eisens diese
Aufgabe gelöst werden könne, und hat es in jahr-
zehntelanger zäher Ausdauer durchgesetzt, daß das
Dresdner Zoologische Museum vollständig mit
eisernem Mobiliar ausgestattet wurde. Die größte
Genugtuung gewährte es ihm, als er im Gebäude der
Chicago Historical Society diesen Grundsatz tat-
sächlich in vollem Umfang durchgeführt fand. Von
dem kleinsten Teil der inneren Einrichtung der
Schränke aus ergaben sich ihm deren Abmessungen
als ein Vielfaches dieser Einheit, und durch die
Schränke wiederum wurde die Gestaltung der Räume
bestimmt, aus denen endlich das ganze Gebäude
hervorwuchs. So gestaltete sich ihm die Sammlung
zu einem Organismus mit gesetzmäßiger Gliederung,
der sich von innen heraus sein Äußeres als Ausdruck
seiner Zweckmäßigkeit schafft. In unausgesetzter Ver-
fechtung dieses Grundsatzes durch Schrift und Tat
 
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