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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 2.1903-1904

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Bach, Max: Ulmer Möbel
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https://doi.org/10.11588/diglit.6374#0066
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5$

Cllmer JVIöbel.

bedeckt. In der grofsen JVifcbe der beiden oberen Cürflügel ftebt ein
antik römifeber Ritter, auf dem rechten flügel mit einem liegenden
Rund zu füfsen, auf dem linken mit einem ?Clappenfcbild, worauf
ein Straufs* ift. Die Krönung über dem friesftück wird durch einen
febweren, arebitektonifeb gegliederten Hufbau mit einer grofsen, ge-
febnitzten JVIufcbel als Hbfcblufs gebildet. Zu beiden Seiten lehnt
fieb eine febr verfcbnörkelte Blätterranke an, welche mit einem Gngels-
kopf und einer örne verziert, in einer grofsen fratze endet, faffade
und Seitenteile haben Birnbaumbolzfurnier, die vielen und reichen
Schnitzereien find von maffivem Birnbaumbolz, To dafs der ganze
Schrank nur eine färbe bat.

Das ift wohl der letzte Kunftfcbrank der ölmifcben Spätrenaiffance,
denn febon um die Jvlitte des achtzehnten Jahrhunderts find alle fo-
genannten befferen Stuben im Rokokoftil eingerichtet. Bs erfebeinen
die hoben, polierten Huffatzkommoden, die (öalzenfekretäre mit
JVIeffingbefcblägen, die pfeiler- und Konfoltifcbe, die hoben Cebnftüble,
die Schreibtifebe u. f. w.

faffen wir nochmals die ebarakteriftifeben JVIerkmale der Qlmer
JVIöbel des fiebzebnten Jahrhunderts zufammen, fo ift zunäcbft be-
merkenswert die Hrt und Hleife, wie durch verfebiedenfarbige Bölzer
und Furnituren eine Slirkung erzielt wird und die einzelnen Hrcbi-
tekturteile hervorgehoben werden. Stets find die Cürfüllungen portal-
artig gegliedert, um die Qmrabmungen fcbliefsen fieb auf allen Seiten
ausgefägte flacbornamente an, die den (lebergang bilden zur fläche
und zugleich die geraden Cinien der Ceifte angenehm ausklingen
laffen. Hls Huffatz ift ftets eine quadratifebe füllung angeordnet,
in welcher eine kleine Vafe oder fpäter ein Bngelskopf angebracht
irt. Die beiden Seitenftöfse und das JVIittelftück haben pilafter oder
Dreiviertel-Säulen, die fieb ftets nach unten verjüngen; die Säulen
fteben auf Konfolen und find zumeift unten und oben mit feinen,
ausgefägten Ornamenten furniert. Die Konfolen find febuppenartig
gegliedert. 6ine Bauptrolle fpiclt das JVIafer der ungarifeben 6fcbe,
doch verftanden die Schreiner die fiölzer auch zu beizen und nach
Belieben zu färben, befonders in der fpäteren Zeit. Die Befcbläge
befteben in der Regel aus reich verzierten Scblüffelfcbilden mit be-
weglichen Bandgriffen, Bänder und Scblofskaften find auf der Innen-
feite der Cüren angebracht.

* Die Strauför eine Himer KaufmannsfarmUei 1794 geadelt.
 
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