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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 2.1903-1904

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Berner, E. F.: Über Feinmetallindustrie als Kunstindustrie
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https://doi.org/10.11588/diglit.6374#0257
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dcbcr ■feinmetalUnduftric als Kunftinduftne.

]M. *J. <3radl, Stuttgart. ßrofchcn aus Silber mit Steinen. ©cTtanzt.

in den m elften fällen mit BUfe von JVIafcbinen bergeftellt werden,
dafs nur das Original Bandarbeit ift. Cogifcberweife wäre zuletzt
auch ein Dürerfcbcr Bolzfcbnitt, der ja auch "Vervielfältigung ift, kein
eigentliches KunTtwerh. 6s liegt kein ©rund vor, weshalb
die MaTcbine künftlerifcb ©efcbmacklofes liefern foll,
denn fie ift ja nur das JVIittel, um die ©eiftesarbeit des J\lenfcben
auszudrücken oder die Bandarbeit zu vervielfältigen.

JSicbt die JVIafcbine trägt die Schuld an der künftlerifcben Minder-
wertigkeit der bergeftellten ©egenftände, fondern allein der JVIenfcb,
der fie mifsbrauebt. Tor einigen jtabren noch war man in künft-
lerifcben Hnforderungen viel genügfamer, jeder einigermafsen ge-
febickte Kopift konnte mit JVacbabmungen der anerkannt guten
Torbilder aus der angewandten Kunft früherer Zeiten den Hnforde-
rungen genügen. Die Bauptfacbe war, dafs man fofort erkennen
konnte, welcher Stilricbtung ein Ornament u. f. w. angehöre. Da
kam die moderne Bewegung in die angewandte Kunft und verlangte,
dafs die biftorifeben Stilarten nicht mehr nachgeahmt würden und
dafs die neue Zeit fieb den ©rundftein zu einem neuen Stil lege.
P"fun entftand ein wirres Durcheinander von ©efcbmacklofigkeiten
und ]VIifsverftändniffen aller Hrt bei Publikum, Fabrikanten und
leider auch bei den Künftlern. 6s zeigte fieb, dafs trotz der febönen
Torbilder, die jahrzehntelang nachgeahmt und febeinbar ftudiert
wurden, von künftlerifcber 6rkenntnis faft nichts zurückgeblieben war.

jVIan glaubte, weil eine pflanze ein febönes ornamentales JVIotiv
zum Schmücken eines ©egenftandes fei, es wäre noch feböner, wenn
gleich der ganze ©egenftand in form einer pflanze gebildet würde,
oder weil das freie ungebundene Cinienfpiel eines beftimmten flacb-
ornamentes febön befunden wird, es fei nur nötig, dasfelbe in ein
fteifes JVIaterial umzufetzen, damit ein feböner ©egenftand entftebe.
Hndere meinen, weil ein beftimmtes Konftruktionsmotiv für eine
 
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