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Die Zeremonien. . . 35

II. Die Zeremonien der Tradition von Galle und Matare

1. : Die kurzen Zeremonien

Je nachdem, als wie akut oder schwerwiegend eine Krankheit
beurteilt wird, wird sie mit einer kurzen Zeremonie, vielleicht
noch am selben Tag oder innerhalb weniger Tage, behandelt; oder
der edura sieht eine nächtelange Zeremonie als vonnöten an und
setzt eine Frist, die immer eine ungerade Zahl von Tagen, Wochen
oder auch bis zu drei Monaten umfaßt (ungerade Zahlen sind nach
dem singhalesischen Glauben glückbringend), an deren letztem Tag
ein öffentliches tovil aufgeführt werden soll. Eine solche
Zeremonie leitet er in, indem er das apa-nula durchführt, mit dem
er den Dämonen ein verbindliches Versprechen gibt, daß das tovil
erfolgen wird, und mit dem gleichzeitig die Symptome und das
Fortschreiten der Krankheit eingedämmt werden sollen. Alle diese
Maßnahmen, ob sofortige Therapie oder Option auf eine spätere
Zeremonie, finden innerhalb des Hauses oder ohne die Anwesenheit
von wesentlich mehr Zuschauern als den direkten Familien-
mitgliedern des Kranken statt, mit einer Ausnahme: das iramudun
pidanna ist zwar auch kurz, überschreitet aber dennoch schon die
Grenzen des häuslichen Bereichs.

1. 1.: das tel zaatirima

Die einfachste, oft sofort durchführbare Zeremonie, ist das tel
matirima zur Behandlung von allgemeinem Unwohlsein, Verdauungs-
beschwerden oder Erkältungen (Virz 1941:100f). Der edura gibt
dazu in ein kleines Gefäß Kokosöl, etwas Geibwurz und ein
Stückchen Sandelholz, und spricht darüber sieben mal ein mantra.
Dann taucht er drei Finger ein und tupft das öl unter v/eiterer
Rezitation je dreimal auf die Stirn und beide Schläfen des
Kranken. [1]
 
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