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Interpretationen 66

III. Interpretationen

Die Autoren, die sich mit der Besessenheit, ihren Auswirkungen
und den zu ihrer Heilung angewandten Zeremonien befaBten, wählten
sehr unterschiedliche Herangehensweisen, um das Phänomen sich
und anderen erklären zu können. Allgemein werden zwei Tendenzen
verfolgt; einmal werden die Strukturen, die sich in den Zeremo-
nien und den in ihnen durchgeführten Handlungen finden lassen,
herausgearbeitet, oder aber es werden die möglichen psychologi-
schen Hintergründe einer Besessenheit bzw. des Gelingens einer
Zeremonie untersucht.

1. Bruce Kapierer's Analyse

Als Strukturalist befaßt sich Bruce Kapferer vor allem mit den
Elementen in den Zeremonien, deren Bedeutungen mit Übergängen zu
tun haben, mit darin zu findenden Dialektiken und Transaktionen
(er verwendet allerdings diesen letzten Begriff auf eine etwas
andere Weise als Marriott, er betont nämlich die zweite Hälfte
des wortes, die Aktion), die einen Gegensatz zwischen krank und
gesund, und auch normaler, heiler, ordentlicher Veit und der
Störung dieser Ordnung ausdrücken; Ordnung und Unordnung sind
überhaupt zentrale Begriffe in seiner Arbeit. Der Einsatz der
strukturalen Elemente zu bestimmten Zeiten an bestimmten Punkten
der Zeremonien, und die Bedeutungen, die darin zu finden sind, der
gesteuerte Übergang von Unordnung zu Ordnung, sind sein Thema.

1. 1. Seine Herangehensweisen bei der Analyse der Zeremonien

Für Kapferer ist die Besessenheit in mehrfacher Hinsicht als eine
Störung der von Göttern gehüteten und Menschen erstrebten Veit-
ordnung und das Dämonische als "...the fatal twist of culture, the
Inversion and negation of its order." (1983:232) anzusehen. Un-
oder umgekehrte Ordnung ist das genaue Gegenteil von dem, was
 
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