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Kommentare zu den Interpretationen 95

IV. Kommentare zu den Interpretationen

1. Zu Bruce Kapferer

Wie Kapferer in der Einleitung seiner Monografie schreibt (1983:4f),
bewegt er sich in seiner Vorgehensweise zwischen Levi-Strauss und
Victor Turner, wobei er betont, daß es ihm mehr um die Gemeinsam-
keiten seines Ansatzes mit denen der beiden ginge, obwohl grund-
sätzliche Unterschiede bestünden. Seine Methode beschreibt er als
strukturalistisch und semiotisch (nach Levi-Strauss). Für Turners
Herangehensweise lehnt er den Begriff "Symbolische Anthropologie"
als zu ungenau ab, eine mögliche alternative Definition dafür nennt
er aber nicht.

Turner folgend interessiert er sich nicht nur für die Struktur des
Geschehens sondern auch für seine Bedeutung. Bedeutung wieder
definiert er nach Schutz (1967, 42; zitiert nach Kapferer 1983:6)
als "... eine bestimmte Art, jemandes Blick auf einen Gegenstand aus
jemandes eigener Erfahrung zu richten." Er sagt, sie entstehe in
einem Prozeß, in dem Handelnde ihr Handeln in Bezug auf sich selbst
wie andere so ausrichten, daß daraus neue Handlungen entstehen;
wobei das Ganze in einem Rahmen stattfindet, der übereinstimmen
muß mit den Vorstellungen, die Angehörige einer Kultur darüber
haben, wie Vertreter ihrer Kultur in bestimmten Situationen
typischerweise denken oder handeln würden.

Dieses Verständnis von "Bedeutung" ist ziemlich eingeschränkt auf
den Bereich von Verhaltensmustern und Interaktion, die in seinen
Arbeiten auch vorrangig behandelt werden. Er sieht darin subjektive
(Intentionale) und objektive Elemente von Bedeutung verbunden.

Seine These ist, daß die dämonische Krankheit ein abrupter Einbruch
(in diesem Zusammenhang taucht das Wort "disruptive" häufig auf) in
das normale, geordnete Leben eines Menschen und der Menschen in
seiner Umgebung ist, hervorgerufen durch die Illusion, daß sich ein
 
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