Schluß 112
V. Schluß
i. Zusammenfassung
Besessenheit, so hat sich gezeigt, kann in verschiedener Hinsicht
ein Weg sein, um Unstimmigkeiten im menschlichen Zusammenleben
zu artikulieren, eine Strategie oder ein Idiom, um innere wie
äußere Spannungen auf gesellschaftlich akzeptable Veise aus-
zudrücken. Mit Hilfe der für Besessenheitsverhalten "typischen"
und allgemein verständlichen Symbolik können Individuen ihre
psychische Situation und die dadurch hervorgerufene Wahrneh-
mungsweise der Dinge ihrer Umwelt mitteilen, aber auch um sie
herum bestehende soziale Konflikte in ihre Krankheit "hinein-
arbeiten", die dann zum Diskussionsthema der Mitmenschen werden
und durch die Krankheit einen AnlaB finden, in einer Zeremonie
wieder in Ordnung gebracht zu werden. Die dafür zuständigen
Spezialisten arbeiten darauf hin, sowohl bei dem Kranken als
seiner Umgebung durch gezielte Transaktionen die Sichtweise so zu
verändern, da£ er wieder zum "Normalzustand" zurückfindet, in dem
er keine Furcht vor der Macht der Dämonen zu empfinden braucht.
Der Exorzismus bietet einmal auf psychologischer Ebene
Möglichkeiten zur Abreaktion und arbeitet andererseits auf der
strukturellen und soziologischen Ebene mit dem Kunstgriff der
Illusion von der Macht der Dämonen, die, in Übereinstimmung mit
den Ansichten der Mehrheit der an der Zeremonie Beteiligten
hinsichtlich dieser Macht, während des Exorzismus systematisch
demontiert wird.
Was die Anteile der Geschlechter in der Gruppe der Patienten
betrifft, sc stellen Frauen den größeren Anteil der Besessenen. Ob
es nun daran liegt, daB sie sich in einem Arbeitsfeld bewegen, in
dem sich Kulturelles und Natur berühren, ob sie sich dessen so
bewußt sind, da£ sie Störungen fast automatisch auf ihre Person
beziehen; oder ob sie ihre eigenen, persönlichen Interessen durch
die Moralitäts- und Solidaritätsansprüche ihrer sozialen Umwelt
V. Schluß
i. Zusammenfassung
Besessenheit, so hat sich gezeigt, kann in verschiedener Hinsicht
ein Weg sein, um Unstimmigkeiten im menschlichen Zusammenleben
zu artikulieren, eine Strategie oder ein Idiom, um innere wie
äußere Spannungen auf gesellschaftlich akzeptable Veise aus-
zudrücken. Mit Hilfe der für Besessenheitsverhalten "typischen"
und allgemein verständlichen Symbolik können Individuen ihre
psychische Situation und die dadurch hervorgerufene Wahrneh-
mungsweise der Dinge ihrer Umwelt mitteilen, aber auch um sie
herum bestehende soziale Konflikte in ihre Krankheit "hinein-
arbeiten", die dann zum Diskussionsthema der Mitmenschen werden
und durch die Krankheit einen AnlaB finden, in einer Zeremonie
wieder in Ordnung gebracht zu werden. Die dafür zuständigen
Spezialisten arbeiten darauf hin, sowohl bei dem Kranken als
seiner Umgebung durch gezielte Transaktionen die Sichtweise so zu
verändern, da£ er wieder zum "Normalzustand" zurückfindet, in dem
er keine Furcht vor der Macht der Dämonen zu empfinden braucht.
Der Exorzismus bietet einmal auf psychologischer Ebene
Möglichkeiten zur Abreaktion und arbeitet andererseits auf der
strukturellen und soziologischen Ebene mit dem Kunstgriff der
Illusion von der Macht der Dämonen, die, in Übereinstimmung mit
den Ansichten der Mehrheit der an der Zeremonie Beteiligten
hinsichtlich dieser Macht, während des Exorzismus systematisch
demontiert wird.
Was die Anteile der Geschlechter in der Gruppe der Patienten
betrifft, sc stellen Frauen den größeren Anteil der Besessenen. Ob
es nun daran liegt, daB sie sich in einem Arbeitsfeld bewegen, in
dem sich Kulturelles und Natur berühren, ob sie sich dessen so
bewußt sind, da£ sie Störungen fast automatisch auf ihre Person
beziehen; oder ob sie ihre eigenen, persönlichen Interessen durch
die Moralitäts- und Solidaritätsansprüche ihrer sozialen Umwelt